MLZ: Warum sind Sie Lehrer geworden, Herr Zenz?Ich habe den Beruf Lehrer aufgrund meiner Erfahrungen aus meiner eigenen Schulzeit gewählt. In der Grundschule waren meine Lehrkräfte, allen voran mein Klassenleiter, Bezugspersonen für mich, was ich sehr schätzte. Auf dem Gymnasium mit dem Fachlehrerprinizip fehlten mir solche engen Bezugspersonen, weshalb ich dann später auch Mittelschullehrer geworden bin und nicht Gymnasiallehrer. Da ich nicht immer ein braver Schüler war, was ich offen zugebe, gab es natürlich auch Schwierigkeiten mit den Pädagogen. Ich gehörte damals zur Generation der aufmüpfingen 60er/70er Jahre. Einige Pädagogen konnten damit aber gut umgehen und uns auf unserem Weg in die Gesellschaft begleiten. Auch aus dieser Erfahrung heraus bin ich Lehrer geworden, um Jugendliche bei ihrer Entwicklung zu unterstützen und auch um ihnen kulturelle Werte nahezubringen, die sie oft von Hause aus nicht kennen.
MLZ: Hatten Sie schon immer vor Karriere zu machen? Nein, ich war in jungen Jahren nicht karriereorientiert. Meine Talente sind gefunden worden, so würde ich es ausdrücken. Ich war 17 Jahre lang Lehrer, bin dann direkt Schulleiter an einer kleinen Schule mit 340 Schülern im Allgäu geworden, ein Jahr später übernahm ich die Gustav-Leutelt-Volksschule in Kaufbeuren-Neugablonz mit damals circa 700 Schülerinnen und Schülern, war von 2008 bis 2015 Schulrat im Landkreis Augsburg, wechselte dann nach München und bin seit Februar Fachlicher Leiter des Staatlichen Schulamts in München. Ich war gern Lehrer und hatte einen sehr guten Draht zu den Kindern und Eltern. Ich habe früh begonnen Fortbildungen zu geben und 1997 habe ich bei der Implementierung des damaligen neuen Hauptschullehrplans mitgearbeitet. Die Schulräte haben zu dieser Zeit wohl bemerkt, dass ich mich auch in der Erwachsenenbildung nicht ganz ungeschickt angestellt hatte.
MLZ: Welche Erfahrung, die Sie gemacht haben, möchten Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen gern mit auf den Weg geben? Zunächst erst einmal ist mir wichtig zu sagen, dass man ein Leben lang aus Erfahrungen lernt, also auch ich lerne natürlich jeden Tag. Ich denke, je mehr Verantwortung man hat desto mehr muss man auch dazulernen. Eine Erfahrung aus meinen jüngeren Jahren ist zum Beispiel, wie wichtig eine sinnvolle Unterstützung von Mobilen Reserven an einer fremden Schule ist. In meinem ersten mobilen Jahr betreute ich längere Zeit eine sehr herausfordernde Klasse. Der dortige Schulleiter damals hat mich „an die Hand genommen“ und mich immer wieder ermutigt durchzuhalten. Diese Unterstützung tat mir sehr gut. Was ich damit sagen möchte: gerade Lehrkräfte müssen sich gegenseitig zur Seite stehen, um den Belastungen des Alltags standzuhalten. Eine ganz wichtige Erfahrung war immer wieder, wie sehr Kinder und Jugendliche es schätzen, wenn man sie als Person ernst nimmt und sie nicht den Eindruck gewinnen, man behandle sie von oben herab.
MLZ: Welche Eigenschaften helfen Ihnen, Ihre Position erfolgreich auszuüben? Ganz wichtig ist, dass man gerne kommunizieren mag und den Kontakt mit Menschen liebt. Dazu gehört auch, Konflikte, die es in unserem gesamten Berufsfeld immer wieder zu lösen gilt, friedlich zu lösen, ohne Menschen zu verletzen, das ist – so wird es mir jedenfalls gespiegelt - eine Eigenschaft, die ich wohl besitze. Dazu bin ich ein sehr selbstkritischer Mensch, was mir bei meinem Job insofern hilft, dass ich über meine Kommunikation mit Menschen und Entscheidungen, die ich treffen muss, viel nachdenke und versuche alle Aspekte miteinzubeziehen. Manchmal übertreibe ich es zugegebenermaßen mit dem Eigenfeedback, dann muss ich mich selber bremsen.
MLZ: Welche Rolle spielt das Team um einen herum in diesem Beruf? Ein Arbeitsteam, das einem beisteht und unterstützt, ist in jedem Beruf sehr wichtig. Wenn man im Kollegium eine Gruppe findet, die ähnlich denkt und bereit ist zu einer intensiven Zusammenarbeit und Auseinandersetzung, fällt einem das Arbeiten sehr viel leichter. Teamfähigkeit ist eine der bedeutendsten Kompetenzen unseres Berufs.
MLZ: Was wünschen Sie sich vom Münchner Lehrerinnen- und Lehrerverband? Das Wichtigste wäre mir, dass der Verband den Lehrerberuf als den interessanten Beruf darstellt, der er definitiv ist. Man sollte nicht dauernd von Schwierigkeiten reden, wenn dann von Herausforderungen. In diesem Beruf kann man bereichernde Erfahrungen machen und man hat zeitliche und inhaltliche Freiheiten, sein berufliches Tun zu gestalten, wie in wenigen anderen Berufen. Zudem erfordert die Aufgabe viel Kreativität und Zuversicht.
MLZ: Erfahren die Lehrkräfte in der Gesellschaft genügend Wertschätzung? Das Bild des Lehrerberufs in der Gesellschaft muss seinem Stellenwert entsprechend positioniert werden. Es gibt viele ausgezeichnete Lehrkräfte. Die Schulen leisten gute Arbeit und versuchen das nach außen darzustellen, aber es gelingt noch zu wenig. Vor allem die Mittelschule sollte in ein besseres, zutreffenderes Licht gerückt werden. Das haben die vielen nachhaltig arbeitenden Schulen und ihre Lehrkräfte verdient. Gerade diese Schulen müssen in den Medien in jener positven Weise dargestellt werden, die ihnen gerecht wird. Wir haben eine gesellschaftliche Sichtweise auf Bildung, die sehr kopflastig ist. Handwerkliche und soziale Fähigkeiten und Fertigkeiten, die profilbildend in der Mittelschule vermittelt werden, sind ein ganz wesentlicher Teil von Bildung.
Herr Zenz, was machen Sie, wenn Sie vom Thema Arbeit und Schule mal abschalten wollen? In meiner freien Zeit gehe ich oft ins Theater und zu Konzerten. Außerdem fahre ich auch gern genussvoll mit dem Mountainbike abseits der Straßen. Das macht den Kopf frei. Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg und Freude im neuen Amt, Herr Zenz!
Waltraud Lučić, Vorsitzende
Katharina Stein, Pressereferentin
„Das Wichtigste wäre mir, dass der MLLV den Lehrerberuf
als den interessanten Beruf darstellt, der er definitiv ist“,
wünscht sich Schulamtsdirektor Anton Zenz.