Willkommen in Söders Bayern, wo Politik scheinbar mit dem Maßkrug in der Hand und den altbekannten Sprüchen am Stammtisch gemacht wird. Statt auf Fakten, Wissenschaft und praktische Erfahrungen zu hören, werden Lehrkräfte mit einer Haudrauf-Mentalität überrollt: Die familienpolitische Teilzeit soll ab 2027/2028 massiv eingeschränkt werden. Das Mindeststundenmaß steigt von 20 auf 30 Prozent, und nach dem 14. Lebensjahr des Kindes ist Schluss mit flexibel arbeiten.
Diese Veränderungen treffen in der Realität einmal mehr vor allem die Frauen, die Familie, Schule und oft auch die Pflege von Angehörigen stemmen. Anstatt das System zu stärken, wird es geschwächt: Viele Kolleginnen und Kollegen, die bisher zuverlässig einen Teil ihrer Arbeitskraft eingebracht haben, können unter diesen neuen Bedingungen die geforderte Stundenzahl gesundheitlich oder familiär schlicht nicht leisten. Sie werden krank, sind häufiger dienstunfähig oder steigen ganz aus. Das Ergebnis ist weniger Unterrichtszeit, nicht mehr.
Schon die bisherigen Einschränkungen zeigen klar, dass die vermeintlichen „plus Stunden“ auf dem Papier verpuffen. Kolleginnen und Kollegen geben auf, weil sie keine realistische Vereinbarkeit mehr sehen. Die Statistiken belegen einen Anstieg von Dienstunfähigkeiten und vorzeitigen Pensionierungen, die Motivation sinkt, und junge Lehrkräfte werden zunehmend abgeschreckt.
Wer braucht schon einen Dialog mit den Praktikerinnen vor Ort oder Interesse an wissenschaftlich fundierten Studien zur Belastung von Lehrkräften und zur Notwendigkeit von Erholung und echter Vereinbarkeit? An Bayerns Schulen wird lieber am Bewährten festgehalten und mit der Faust auf den Tisch gehauen, wie beim Thema Exen: Während selbst die Kultusministerin einen offenen Dialog über Leistungsnachweise anstoßen möchte, entscheidet Markus Söder per Machtwort, dass alles beim Alten bleibt. Diskussionen mit Pädagog*innen, Eltern oder Wissenschaftler*innen sind nicht vorgesehen, die Parole zählt, der Applaus ist wichtiger als Argumente.
Natürlich verkauft Söder das alles als Antwort auf den Lehrkräftemangel und lobt sich selbst für seine Tatkraft. Doch diese Maßnahmen verschärfen das Problem massiv: Wer flexible Modelle zerstört, verliert wertvolle Arbeitskraft und drängt die Menschen, die Schule am Laufen halten, ins Aus. Die Attraktivität des Lehrkräfteberufs sinkt dadurch weiter, und immer weniger junge Menschen entscheiden sich für diesen so wichtigen Beruf.
Aus Sicht des MLLV ist klar: Wir werden uns entschieden dafür einsetzen, dass diese Einschränkungen zurückgenommen werden. Wir fordern Respekt für familiäre Verantwortung, einen fairen Umgang mit Teilzeit und echte Entlastung für die Kolleg*innen an den Schulen.
Es grüßt Sie herzlich
Isabel Franz
2. Vorsitzende