Der Ministerpräsident kann laut über Einschränkungen philosophieren, ändern kann er damit nichts. Ein kräftiger Satz ins Mikrofon ersetzt kein Gesetzblatt. Die Fakten sind glasklar:
• Antragsteilzeit nach Art. 88 BayBG bleibt möglich, mit den seit 2020 bekannten Mindeststunden (24 an Grund- und Mittelschulen, 23 an Förderschulen).
• Familienpolitische Teilzeit nach Art. 89 BayBG ist fest im Gesetz verankert. Jede Änderung müsste den gesamten Landtagsweg nehmen – Beratung, Entwurf, Beschluss. Eine CSU-Klausur oder Pressekonferenz schafft das nicht.
Gerade jetzt, wo die Teilzeitanträge für das nächste Schuljahr laufen, brauchen Kolleginnen und Kollegen keine lauten Gedankenspiele, sondern Verlässlichkeit. Denn Teilzeit ist kein Komfortproblem, sondern ein entscheidender Baustein für Gesundheit und Motivation. Sie erlaubt, Familie und Beruf zu vereinbaren und lange im Schuldienst zu bleiben. Wer daran rüttelt, gefährdet am Ende die Unterrichtsversorgung, die er vorgibt zu retten.
Das eigentlich Spannende: Während in Sonntagsreden von der Attraktivität des Lehrberufs geschwärmt wird, schürt man werktags Unsicherheit. So gewinnt man weder Nachwuchs noch Loyalität – und erst recht keine zusätzlichen Köpfe für die Klassenzimmer.
Dabei hatte Kultusministerin Anna Stolz zuletzt einen anderen Weg eingeschlagen: Sie setzte auf Freiwilligkeit und appellierte an die Lehrkräfte, nach Möglichkeit Stunden aufzustocken – ohne Zwang, ohne Drohgebärden. Dieser Ansatz mag keine Schlagzeilen machen, aber er zeigt Respekt vor den individuellen Lebensrealitäten der Lehrkräfte und hat durchaus dazu geführt, dass manche freiwillig mehr Verantwortung übernahmen. Ein leiser, konstruktiver Ton, der weit mehr Vertrauen schafft als jede Drohung.
Mein Rat an alle Münchner Lehrkräfte: Stellen Sie Ihre Teilzeitanträge wie gewohnt. Die rechtlichen Grundlagen stehen fest. Lassen Sie sich nicht ins Bockshorn jagen, auch nicht von Schlagworten aus Kloster Banz.
Und mein Rat an den Ministerpräsidenten: Wer den Lehrberuf wirklich stärken will, sorgt für planbare, respektvolle Arbeitsbedingungen, nicht für Teilzeit-Schlagzeilen. Weniger Show, mehr Substanz – das wäre ein echter Beitrag zur Attraktivität des Berufs.
Es grüßt Sie herzlich
Martin Schmid
1.Vorsitzender


