MACHT DER GEFÜHLE TEIL 2



Und plötzlich war alles anders.


Liebe Kolleginnen und Kollegen, so eine Zeitung hat einen Vorlauf: Redaktionsschluss 07.03., Korrekturlesen 15.03., Druck 17.03., Erscheinungstermin 20.03.
15.03.:Kommunalwahl. „Sabine, du musst den Zeitungsdruck hinauszögern und eine Seite für “München hat gewählt“ lassen. Ergebnisse werden noch keine da sein, aber eine Aussage zur Oberbürgermeisterwahl! Es geht gar nicht, dass die Zeitung ohne Kommentar zur Wahl raus geht!“

Trotz des Coronavirus war 58,5 % die Wahlbeteiligung höherer als vor 6 Jahren. (55 %)

Die Auszählung der Oberbürgermeisterwahl glich einem Krimi. Frank und Habenschaden lieferten sich ein Kopf an Kopfrennen. Der amtierende Oberbürgermeister verfehlte die absolute Mehrheit. In die Stichwahl gehen am 29.03. Frank (21,3 %) und Reiter (47,9 %). Wegen der Infektionsgefahr sollen alle Wählerinnen und Wähler Briefwahlunterlagen erhalten.

Kurzfristig mussten wegen vieler Ausfälle zusätzliche Wahlhelfer rekrutiert werden. 5000 städtische Lehrkräfte zwangsverpflichtet. (Den staatlichen Lehrkräften ist die Stadt nicht weisungsbefugt!) Die Einweisung fand in einer Messehalle statt. Anschließend zählten die Wahlhelferinnen und Wahlhelfer in 5 Räume aus. Offene Türen und Wahlinseln sollten die Ansteckungsgefahr mindern. Unfassbar!
Der Ministerpräsident bittet darum alle Sozialkontakte einzustellen und Veranstaltungen ab 50 Personen abzusagen.
Dank der Briefwahl war trotz des Coronavirus die Wahlbeteiligung höher als vor 6 Jahren.

Das vorläufige Ergebnis der Parteien, die der MLLV zum Kamingespräch geladen hatten:

Partei Stimmenanteil in Prozent = Anzahl der Sitze

 

  • CSU 26.4 = 21
  • Grüne 28.8 = 23
  • Freie Wähler 2.2 = 2
  • SPD 22.3 = 18
  • FDP 3.3 = 3

Welches Wahlthema wird die meisten Wählerinnen und Wähler überzeugt haben?

Verkehr?

Ausbau des Nahverkehrs, Bau von Wohnungen und dennoch die Grünflächen erhalten, das kann man nur gemeinsam vollbringen. Radwege verbreitern und vermehren für die Rad-Power: E-Scooter, E-Bike, Fahrrad und Pedelecs. Die Straßen sind zu klein!

Wohnungsbau?

Der Zuzug nach München bedeutet nicht nur steigenden Bedarf an Wohnungen, Kitas und Schulen. Kaum ist eine Schule fertig gebaut, ist sie schon wieder zu klein. Der rasante Zuwachs überfordert die Stadtplanung. Wir brauchen auch eine breitere medizinische Versorgung!

Umwelt und Klimaschutz?

Gerade das Coronavirus zeigt auf, wie nah die Welt zusammengerückt ist. Wir müssen versuchen immer das Ganze denken! München hat sich ehrgeizige Klimaschutzziele gesetzt!

Bildung?

Hier ist sich die Konkurrenz erstaunlich einig, stellen wir beim MLLV-Kamingespräch fest. Schlussendlich haben städtische Politiker bei staatlichen Aufgaben nur Beratungsmöglichkeiten. Dann hoffen wir mal, dass der Einfluss und die Überzeugungskraft unserer Kandidatinnen und Kandidaten groß sind und sie vor allem Personal rekrutieren!

Flüchtlinge?

Das Thema findet keinen Platz bei den Wahlen, obwohl die Kinder vor unseren Türen stehen und wir die Menschenrechte anerkennen. Uns fehlen die Ressourcen für Bildung. Wir haben zu wenig Lehrkräfte und zu wenig Erziehungspersonal. Wir leben in einem reichen Land und sind doch so arm!

ODER EIN GANZ ANDERES THEMA?

Der Focus hat sich gedreht. Er ist auf die Klinken, Ärzte und Pflegekräfte gerichtet. Sie müssen diese Krise trotz mancher Mangelverwaltung und Unterbesetzung schultern. Wir wünschen ihnen viel Energie, Durchhaltevermögen und Ruhe und sagen ihnen ein herzliches Dankeschön. Es ist nicht einfach Ruhe zu bewahren, wenn Fake-Nachrichten die Stimmung anheizen. Die Angst um einen medizinischen Engpass in der Versorgung greift um sich. Hamsterkäufe nehmen auch in Apotheken zu. Das Gezerre um Waren beginnt. Nach Informationen der WELT AM SONNTAG will Trump eine deutsche Lizenz für einen Corona-Impfstoff kaufen. Die US-Regierung will die Rechte daran exklusiv sichern. Die deutsche Regierung versucht das zu verhindern. Wird die Firma käuflich sein? Welchen Wert haben Gefühle wie Zugehörigkeit, Verbundenheit und Loyalität?

Nachbarschaftshilfe und das Ausbremsen der Panik und Hysterie sind gefragt. In diesen Zeiten ist rücksichtsvolles, verantwortungsbewusstes und besonnenes Verhalten das Gebot der Stunde. Ich wünsche uns den richtigen Abstand im Miteinander und, dass wir bald wieder zu unseren Tagesthemen zurückkehren können.

Ihre Waltraud Lucic