HILFE, DER ÜBERTRITT STEHT AN?



Wie sinnvoll er in der gegebenen Form ist oder nicht – er steht wieder an, der Übertritt der Viertklässler. Die Wochen bis zum 2. Mai wären normalerweise voll Proben, Noten und Stress. Normalerweise würde ich jede Woche mehrere Elterngespräche führen. Normalerweise würde ich vormittags um zehn erschöpfte Grundschüler vor mir sehen, die gerade ihr Wissen über die deutschen Bundesländer und deren Hauptstädten zu Papier gebracht haben und auf eine gute Note hoffen. Normalerweise. Nur – normal ist gerade wenig.

8 Wochen werde ich meine Schüler mindestens nicht sehen. Ich lese täglich, wie ein gerechter Übertritt gewährleistet werden soll. Ständig neue Vorschläge darüber, wie ich meinen Kindern Mathe und Deutsch lehren kann, denn das seien die wichtigen Fächer. Die wichtigen Jahrgänge müssten auf jeden Fall baldmöglichst wieder Unterricht haben, höre ich.

Meine Schüler haben Unterricht. Jeden Tag loggen sie sich auf der Homepage der Schule in unserem Klassenbereich ein und sehen ihre Aufgaben. Sie bearbeiten Seiten in ihren Arbeitsheften und von mir erstellte Übungen bei learningapps.org, sie schreiben Briefe und ihren Namen aus Legosteinen. Sie backen Kuchen. Sie hören Podcasts und erklären ihren Eltern, mit welchen Rechtschreibstrategien wir arbeiten. Meine Schüler lernen viel.

Mag sein, dass sie bisher nicht wissen, wie die Abwasseraufbereitung funktioniert und nicht schriftlich dividieren können. Doch das ist es nicht, weshalb die 4. Klasse zu den „wichtigen Jahrgängen“ zählt. 4 Jahre Grundschulzeit gehen zu Ende. Alle brechen auf in einen völlig neuen Lebensabschnitt. Meine großen Viertklässler werden wieder die Kleinen sein. Darauf wollte ich sie vorbereiten. Nicht mit Mathe und Deutsch. Sondern mit schönen gemeinsamen Momenten, die sie gestärkt weiterziehen lassen.

Den Übertritt meistern meine Schüler alle. Darauf habe ich sie die letzten 1,5 Jahre vorbereitet und er hängt nicht von den letzten Wochen ab. Uns fehlen keine Proben, keine Noten, sondern einfach nur gemeinsame Zeit.

Michaela Völker