KLARES VOTUM DER MÜNCHNER GRUND-, MITTEL- UND FÖRDERSCHULLEITUNGEN – TESTEN JA! ABER NICHT IN DER SCHULE!


Ende März führte der Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverband eine Umfrage bei allen Münchner Grund-, Mittel- und Förderschulleitungen durch. Ziel dieser Umfrage war es herauszufinden, wie die jeweiligen Schulstandorte zu den angeordneten Selbsttests innerhalb des Unterrichts stehen. Die Aussage war eindeutig!

Das Vorgehen der Lehrerverbände wurde in der medialen Öffentlichkeit stark kritisiert. Lehrkräfte, die die Testungen der Schülerinnen und Schüler in der Schule kritisch betrachten? Das darf nicht sein! Schließlich seien Lehrer eine bevorzugte Personengruppe innerhalb der Gesellschaft, die seit einem Jahr nicht unter Existenzängsten zu leiden hätte oder sich mit Zeitarbeit auseinandersetzen müsste. Zudem würden die Lehrerinnen und Lehrer gar nicht das Problem der Familien mit Kindern sehen, denn sie würden den Distanzunterricht nur vorbereiten, müssten aber nicht die Kinder beim Lernen betreuen und beaufsichtigen. Da könne die Schule doch endlich auch einen Beitrag zur Bekämpfung der Coronapandemie leisten und die Tests beaufsichtigen. Soweit ein Stimmungsbild der wahrgenommenen Öffentlichkeitsmeinung.

Es muss hier nochmals klar und deutlich gesagt werden: NAHEZU ALLE PERSONEN, DIE IN DER SCHULE ARBEITEN, SIND FÜR EINE EINHEITLICHE, ORDENTLICH GEPLANTE UND AUSGEFÜHRTE TESTSTRATEGIE!

Uns ist bewusst, dass - zusätzlich zur Impfung aller Lehrkräfte - nur durch regelmäßige Testungen die Schulen offen bleiben können und damit Bildung für die Kinder und Jugendlichen sichergestellt werden kann.

Doch warum stehen dann nahezu zwei Drittel aller Schulleitungen in München der angeordneten Selbsttestung in der Schule ablehnend gegenüber? 

Vielleicht aus folgenden Gründen:

Die Faschingsferien wurden abgesagt, um verlorengegangene Unterrichtszeit wieder aufholen zu können. Diese ist anscheinend nicht mehr Priorität eins auf der Liste der politisch Verantwortlichen, denn sonst würde man nicht anordnen, die Testungen innerhalb des Unterrichts durchzuführen und eben dadurch Unterrichtszeit zu verlieren.

Weiterhin wird der Gesundheitsschutz der Lehrkräfte vollkommen außer Acht gelassen. Schutzkleidung oder andere, unterstützende Ausrüstung für die Durchführung? Fehlanzeige! Schließlich halte die Lehrkraft den Abstand von 1,5 Meter ein – ein irrwitziger Glaube seit einem Jahr anzunehmen, das Coronavirus würde sich genau an die Abstandsregel halten und nach 1,5 Meter nicht mehr zuschlagen können.

Die Masken würden für die Testung nur kurz abgenommen werden – dies könne man mit ausreichender Belüftung durch offene Fenster abfedern.

Dass viele beim Selbsttest durch das Kitzeln in der Nase niesen müssen und damit ihre Tröpfchen mit über 150 km/h im Klassenzimmer verteilen wird dabei außer Acht gelassen.

Mitunter könnte auch die ablehnende Haltung daran liegen, dass sich ca. 80 % der Umfrageteilnehmer schlecht vom Dienstherrn für die Teststrategie vorbereitet fühlen. Wie so oft, erfahren die Schulen zuerst aus den Medien und dann erst aus einem KMS, was zu tun ist und wenn sie Glück haben, trifft dieses nicht erst am Freitagnachmittag um 16.00 Uhr ein. Denn dann darf wieder am Wochenende das Kollegium mobilisiert und die Eltern informiert werden. Die Schulen werden es schon richten, das haben sie schließlich bisher immer getan, denkt man sich dann wohl im Ministerium.

Aber warum klappt bisher der Unterrichtsbetrieb in den meisten Schulstandorten? 

Weil die Schulleitungen und Lehrkräfte ihre Hausaufgaben machen! Weil sie sich seit Monaten auf mehrere Szenarien parallel vorbereiten, um dann gerüstet und einsatzbereit zu sein.

Wie hätte eine gelingende und vernünftige Vorbereitung des Dienstherrn aussehen können? 

Fortbildungsangebote von medizinischem Fachpersonal. Rechtzeitige Lieferung der Schnelltests, damit man sich zuhause bereits damit befassen kann (Anmerkung: Viele Schnelltests wurden erst in den Osterferien an die Schulen verteilt). Unterstützung bei den Testungen durch medizinisches Fachpersonal. Dies sind nur einige Schlagwörter, die hier genannt sein sollen.

Letztlich bleibt noch anzumerken, dass fast 90 % eine regelmäßige Testung durch medizinisches Fachpersonal sinnvoller fänden. Schließlich seien Lehrer keine Mediziner und das Angebot an externen, medizinischen Anbietern, die die Testungen bereits in anderen deutschen Großstädten durchführen, ist großzügig vorhanden. Dass man diese Möglichkeit nicht in Betracht zieht, scheint wohl am „Nichtwollen“ zu liegen. Wir hoffen, dass es keine monetären Gründe hat. Schließlich betont die Politik seit fast einem Jahr, dass Geld zur Bekämpfung der Pandemie keine Rolle spielt.

Wir als Schule kommen seit einem Jahr unserer Pflicht nach! 

Wir als Schule machen seit einem Jahr unsere Hausaufgaben und sorgen dafür, dass Bildung, in irgendeiner Art und Weise, den Kindern und Jugendlichen zugänglich gemacht wird. 

Wir stehen seit einem Jahr für Entscheidungen als Ratgeber zur Verfügung. 

Nur im Miteinander können wir Corona bekämpfen. Nicht im Gegeneinander.

Christian Gingele und Wolfgang Rudolph

Christian Gingele 

Kommunikationskoordinator






Christian Gingele 

Kommunikationskoordinator



Wolfgang Rudolph 

Stellvertretender Kommunikationskoordinator