ERSTE ERFAHRUNGEN MIT SCHÜLER-SELBSTTESTS



Zwischenbilanz des MLLV nach einer Woche Praxis

Keine Frage: Systematische Corona-Testungen können die Sicherheit für Lehrkräfte und Schülerinnen und Schülern im Präsenzunterricht und in der Notbetreuung deutlich erhöhen. Infektionen können rasch erkannt, Ketten unterbrochen werden. Der MLLV geht derzeit der Frage nach, ob das aktuelle Konzept mit nasalen Schüler-Schnell-Selbsttests ab Klasse 1 die erhofften Effekte zeigt und evtl. sogar geeignet ist, einen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie zu leisten.

Die Zahlen, die das Münchner Gesundheitsreferat (GSR) dem MLLV zu KW 15, der ersten Schulwoche nach den Osterferien mit Wechselunterricht und Selbsttests, und KW 16 (Distanzunterricht) auf Nachfragen zur Verfügung gestellt hat[1], ergeben folgendes Bild[2]:

 

Ein Sprecher des GSR beurteilt die Situation so: Es „ist festzustellen, dass sowohl die Gesamtzahl der positiv Getesteten als auch der relative Anteil der genannten Altersgruppen seit Februar 2021 deutlich angestiegen ist, am ausgeprägtesten war diese Entwicklung in der ersten Schulwoche nach den Osterferien zu beobachten. Dies hängt auch damit zusammen, dass mit der verpflichtenden Testung der Schülerinnen und Schüler auch mehr Infektions-Fälle festgestellt werden.“

Nach Schularten teilt das GSR mit: „Aus den Meldungen der Schulen lässt sich errechnen, dass 6,7 % der Mittelschulklassen, 6,4 % der Realschulklassen 1,7 % der Gymnasialklassen und 2,5 % der Grundschulklassen in KW 15 von positiven PCR-Testergebnissen betroffen waren.“

Die Schüler-Selbsttests haben demnach durchaus einen positiven Effekt. Diesen Schluss legt auch ein Vergleich mit den in KW 16 zu Tage getretenen Infektionen nahe: Die Zahlen gehen in fast allen Jahrgängen stark zurück – mit Ausnahme der Zehnjährigen und der Achtzehnjährigen, die als Schüler von „Abschlussklassen“ weiterhin im Wechselunterricht waren und sich getestet haben.

Auffällig ist jedoch, dass die Zahl der positiven Selbsttests wesentlich niedriger ist als die durch PCR-Testungen in KW 15 an Münchner Schulen nachgewiesenen Infektionen. Das gilt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch, wenn man z. B. im Fall der Grundschulen berücksichtigt, dass nur Meldungen von 66 der 137 Grundschulen mit insgesamt rund 41.000 Selbsttests (d. h. ca. 20.500 Personen bei insgesamt rund 44.000 Münchner Grundschülern) gezählt wurden, dass ein Teil der neu Infizierten nach den Ferien aufgrund von Symptomen bereits nicht mehr in die Schule kam, in einigen Fällen Schüler unabhängig von Selbsttests PCR-Testungen vornehmen ließen und dass PCR-Testergebnisse deutlich zeitverzögert feststehen und gemeldet werden. Der Sprecher des GSR betont: „Die Test-Ergebnisse von Selbsttests und PCR-Tests können nicht verknüpft werden, da in der Meldung eines positiven PCR-Tests an das Gesundheitsreferat generell nicht angegeben ist, ob zuvor ein positiver Selbsttest vorlag.“

Dessen ungeachtet kann das GSR die Aussagekraft der Schüler-Selbsttests derzeit nicht abschließend einschätzen: „Um hierüber Aussagen zu treffen, müsste gleichzeitig eine professionelle PCR-Testung erfolgen, um die Ergebnisse zu vergleichen“, so der Sprecher.

Genau dies will der MLLV mit einer selbst initiierten Studie leisten, bisher fehlt allerdings die Genehmigung von staatlicher Seite dafür.

Während das Robert-Koch-Institut allgemein von steigenden Infektionszahlen an Schulen berichtet, betont der Sprecher des GSR für München: „Abgesehen von einzelnen Infektionen [sind Ansteckungen in Schulen] nicht festzustellen.“ Somit zeigten die vorhandenen Hygienekonzepte Wirkung. Ob dies auch weiterhin gilt, wenn die nasalen Testungen regelmäßig zu zahlreichen Niesattacken in den Klassenzimmern führen, bleibt abzuwarten. Zusätzliche Präventionsmaßnahmen oder andere Selbsttestverfahren stehen derzeit leider nicht auf der Agenda.

Auch die Münchner Schulleitungen erkennen einerseits den grundsätzlichen Wert verpflichtender Tests an Schulen, wobei sie andererseits auch die bestehenden Unsicherheiten bezüglich ihrer Aussagekraft sehen. Dies wurde deutlich durch eine Befragung, die die Kommunikationskoordination des MLLV unter Federführung von Wolfgang Rudolph durchführte.

Fazit:

Das GSR hält fest: „Die Einhaltung der Vorgaben des Hygieneplans des Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege (StMGP) und die Selbstteststrategie an den Schulen sind als kombinierte Maßnahmen an den Schulen aus Sicht des Infektionsschutzes als positiv zu bewerten. Denn dadurch konnten einerseits Ansteckungen verhindert und mehr infizierte Personen festgestellt werden.“ 

Der MLLV fordert mit Nachdruck: Wer Präsenzbetrieb in Schulen und Kitas aus sehr berechtigten pädagogischen Gründen will, muss dafür sorgen, dass im Alltag anerkannte hygienische Standards durchgehend eingehalten werden können! Wir fordern dringend Studien, die die Aussagekraft und die infektionsmedizinische Unbedenklichkeit der verwendeten Selbsttestverfahren belegen und, falls nötig, umgehende Konsequenzen zum Schutz aller Beteiligter!

Martin Göb-Fuchsberger, Abteilungsleiter Schul- und Bildungspolitik

Wolfgang Rudolph, Kommunikationsabteilung

Fußnoten:
[1] Inzidenzwerte wurden trotz Nachfrage nicht mitgeteilt.
[2] Tabellarische Zusammenstellung: MLLV
[3] vereinfachte eigene Berechnung: Zehnjährige besuchen derzeit überwiegend Grundschulen.
[4] vereinfachte eigene Berechnung: Wenige Zehnjährige sind aktuell bereits in der Sek I.
[5] laut Mitteilung des GSR vom 27.4.21