Präsent: Stammtisch
Als durchaus freudiges Ereignis empfanden die Pensionistinnen und Pensionisten den ersten Stammtisch Ende Juni nach 10-monatiger, Corona -bedingter Pause.
Das Hansahaus in der Brienner Straße bot den üblichen sympathischen Rahmen. In gelöster und heiterer Atmosphäre gab es zwei thematische Schwerpunkte, natürlich neben viel informeller persönlicher Unterhaltung.
Der Ausflug nach Ingolstadt am 14. Juli wurde organisatorisch und inhaltlich erörtert und festgelegt. Hier gilt und galt der Dank den Damen Christa Bopp und Gudrun Hecker, die diese Fahrt detailgenau und umsichtig vorbereitet hatten.
Den Schwerpunkt des Abends aber bildete die Danksagung an die beiden bisherigen Vorsitzenden des Pensionistenkreises, Volker Körner und Christa Bopp.
Durch ihre Nachfolgerinnen, Barbara Mang und Gabriele Seilmeier, fanden die Leistungen der langjährigen Vorgänger gebührende Würdigung. In vielen Einzelheiten wurden die Verdienste, der unermüdliche Einsatz und die enorme Integrationskraft von Herrn Körner und Frau Bopp dargestellt. Die Laudatorinnen fanden herzliche und berührende Worte. Überflüssig zu sagen, dass die Geehrten sich weit über den Pensionistenkreis hinaus Verdienste für den MLLV und BLLV erworben haben, die schon in der Vergangenheit mit zahlreichen Auszeichnungen belohnt worden waren.
Nach wie vor sind Interessierte zu den Stammtischen herzlich eingeladen, immer am letzten Mittwoch im Monat. Ab 29. September von 15.30 bis 17.30 Uhr im Hansahaus.
Dorothea Wilhelm
Aktiv: Altstadtrundgang in Ingolstadt
Im Juli unternahmen die Pensionistinnen und Pensionisten einen Ausflug nach Ingolstadt.
Christa Bopp und Gudrun Hecker hatten ihn im Vorfeld sorgfältig organisiert. Ganz herzlichen Dank dafür an die beiden.
Gut gelaunt starteten alle um 9 Uhr und nach angenehmer Zugfahrt begann eine ausgedehnte, sehr interessante Stadtführung.
Kaum einem der Teilnehmenden war geläufig, dass Ingolstadt – die Stätte des Ingold - bereits im Jahr 806 eine erstmalige Erwähnung fand. Im Laufe der Jahrhunderte und unter verschiedenster Herrschaft prosperierte der Ort bis zum heutigen Tag in verschiedenster Hinsicht. Für einen ersten bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung sorgte die Verlegung eines Donauhauptarmes, der im 14. Jahrhundert an die Stadt heranführte und somit die entscheidende Furt ermöglicht wurde.
Auf den vier Säulen 1) Festungsstadt, 2) Herzogstadt, 3) Universitätsstadt und 4) Industriestadt fußt Ingolstadts nachhaltig positive Entwicklung. Ab 1881 waren dort größere Rüstungsbetriebe angesiedelt. Die Räumlichkeiten wurden später für den Autobau genutzt.
Viele interessante Gebäude, Türme, Straßen, das neue und das alte Schloss wurden gezeigt und beschrieben. Besonders die barocke Asamkirche „St.-Maria-de-Victoria“ und das spätgotische Münster „ Zur Schönen Unserer Lieben Frau“ verdienen aufgrund ihrer Pracht und Detailfülle besondere Erwähnung.
Wohl verdiente Mittagspause im „Mo-Neue Galerie“ sorgte wieder für Energie und Neugier auf Weiteres. Es boten sich ein Spaziergang an der Donau, das Stadtmuseum oder die Besichtigung der alten Anatomie an. Diese barocke Orangerie mit Duft- und Tastgarten war von besonderem Reiz. Oder ein Bummel durch die beiden Fußgängerzonen mit Geschäften und Cafes.
Gegen 17.30 Uhr ging es heimwärts, der Tag war gelungen, wie alle versicherten und wie man an den zufriedenen Gesichtern ablesen konnte. Das lag auch an den vielen Gesprächen und Kontakten, die so ein längeres Zusammensein ermöglichen.
Ein Dankeschön auch an den MLLV, der den Ausflug finanziell unterstützt hat.
Dorothea Wilhelm
Vorausschauend: Pensionistenversammlung zum Thema „Pflege geht uns alle an“
Anlässlich der Pensionistenversammlung am 21.7.2021 hatte Alexander Volta Claus Fussek, den sogenannten „Pflegepapst“, als Referenten gewinnen können. Zu Recht erhielt dieser schon namhafte Auszeichnungen wie beispielsweise das Bundesverdienstkreuz am Bande, die Bayerische Staatsmedaille in Silber, und nicht nur diese.
In dem über zweistündigen Vortrag mit einer Fülle von Informationen und Details wurde allen klar, dass das Thema „Pflege geht uns alle an“ hoch brisant ist. Dem Referenten ging es jedoch in keiner Weise darum, Pflege – sei es häusliche oder die in Heimen – pauschal schlecht zu reden. Im Gegenteil überzeugte sein Referat durch die Differenziertheit und Sachkenntnis, im Guten wie im Schlechten. Um ein Fazit vorwegzunehmen ging es Fussek darum aufzuzeigen, dass alte Menschen keine Lobby haben, nicht in der Politik und nicht unbedingt in der Gesellschaft. Er zog – berechtigt – eine Parallele zu Kindern und Jugendlichen, wie die derzeitig grassierende Pandemie leidvoll bestätigt.
Ein paar Fakten im Einzelnen: Was früher der Familienverband leistete – drei Generationen unter einem Dach – kann heute so eben nicht mehr stattfinden. Selten in Städten, aber auch nicht … unbedingt im ländlichen Raum. Frauen sind erwerbstätig, wollen dies oder müssen es –, man denke an vielerorts horrende Lebenshaltungskosten. Wohnungen sind oft klein und unerschwinglich, zumindest in Ballungsräumen.
Niemand von uns will aber im Alter nach erfülltem Leben in ein Doppelzimmer in einem Heim wohnen, wo für 30 bis 40 Menschen zwei Pflegekräfte pro Nachmittag zur Verfügung stehen. Aufgrund der Tatsache, dass Pflege ein Milliardengeschäft ist, wird am entscheidenden Faktor, nämlich dem Personal, gespart. Auf den Punkt gebracht, Originalzitat Fussek: „Je schlechter die Pflege, desto mehr Geld fließt.“
Oft blutet das gute und engagierte Pflegepersonal aus und kündigt, keineswegs wegen des Geldes, sondern weil es dem eigenen Anspruch nicht mehr genügen kann.
Kritik an den Zuständen verhallt ungehört. Es sollen hier nicht die bekannten Vorgänge in Schliersee erörtert werden, die ja der Presse lang und breit zu entnehmen waren. Die Hinweise auf grellste Missstände wie Unterernährung, unterlassene medizinische Hilfeleistung u.v.m. drangen bis zum italienischen Investor nicht vor. Keine Demonstrationen, kein kirchlicher Einspruch, kein Hinweis auf Menschenrechte erfolgten.
Es verhungern und verdursten Menschen, weil niemand Zeit hat, Essen und Trinken zu verabreichen. Die alten Menschen koten ein und müssen geputzt werden. Welche Demütigung und Entwürdigung müssen da die Empfindungen der Betroffenen sein?!
Pflegebedürftige Frauen werden von Männern gewaschen, sehr oft gegen ihren Willen, aber sie werden nicht gehört oder wagen auch keinen Protest in ihrer Mutlosigkeit.
Nicht selten liegt ein sterbender Mensch im Doppelzimmer mit einem extrem quirligen Zeitgenossen. Für beide eine Qual.
Viele Angehörige versuchen zu helfen wo es geht. Sigfried Becker, der Leiter von „München Stift“ sagt selber, dass es ohne die tatkräftige Hilfe von Verwandten und Freunden oft nicht ginge.
Aber es gibt auch die anderen, die Erben, die oft wenig Interesse an ihren alten Verwandten haben und kaum Engagement zeigen. Dabei ist der Freibetrag, den Kinder behalten dürfen, ohne zum Heimplatz zuzahlen zu müssen, ziemlich hoch.
Es kann offensichtlich manches nicht stimmen, wenn Heimbetreiber an die Börse gehen, anstatt das erwirtschaftete Geld in ihre Einrichtungen zu reinvestieren. Muss ja nicht gleich alles sein.
Doch laut Claus Fussek gibt es auch sehr gute Einrichtungen, die ihre Bewohner differenziert, angemessen und herzlich betreuen. Sie scheinen jedoch in der Minderzahl.
70 – 80 % aller alten Menschen werden zu Hause gepflegt. Da ist dann Überforderung die größte Gefahr, die schon mal zu Gewalt führen kann. Auch Vereinsamung wird beschrieben, die Freunde ziehen sich zurück, die Mitglieder aus Sportverein oder Chor.
Generell ist Bescheidenheit und Dankbarkeit der Alten an der Tagesordnung, sie versuchen sich zu arrangieren, obwohl kaum einer freiwillig in einer Einrichtung ist.
Ein gutes Heim zeigt sich auch daran, dass es sich um die Angehörigen kümmert, so dass diese und die Pflegekräfte ein gutes Miteinander für die Bewohner/innen bilden.
Pflege ist DIE Schicksalsfrage der Gesellschaft. Es gilt, beizeiten ein Netzwerk zu gründen aus Haushaltshilfen, Hausarzt, Besucher, der Nachbarschaft, der Palliativmedizin und einem Hausnotruf. Es müssen Gemeinschaften gebildet und rechtzeitig Vorsorge getroffen werden. Die Situation spitzt sich nochmal deutlich zu durch das neue Pflegegesetz. Da 90 % der häuslichen Pflegekräfte schwarzarbeiten, ist die legale Regelung demnächst nicht mehr zu bezahlen. Es sind Freizeit, Urlaub etc. vorgeschrieben, berechtigte Forderungen, die jedoch zu einem gewaltigen Kostenanstieg führen.
Bis zum Schluss hat ein Mensch das Recht auf individuelle Gepflogenheiten, wie z.B. schmackhaftes Essen, eine angenehme Atmosphäre und ein menschenwürdiges Dasein.
Wie überall spielt das Geld eine Rolle. Die Gewinnmaximierung im Bereich der Pflege verdrängt § 1 des Grundgesetzes. Die Würde des Menschen muss gerade für diejenigen unantastbar bleiben, die sie nicht mehr selbst einfordern können.
Dorothea Wilhelm