Weitere Beratung von Kultusministerium und Stadtspitze
Inzwischen wächst der öffentliche Druck auf Kommunen wie München, die noch immer keinen Antrag auf staatlich geförderte mobile Raumluftreinigungsgeräte gestellt haben. Auch wenn sie dafür gute Gründe haben. Stichworte: kein Ersatz für Lüften und Masken, Betriebsgeräusche, keine dauerhaft sichere Lösung, Stromverbrauch, Altgeräte – hohe Kosten, fragwürdiger Nutzen (MLZ berichtete mehrfach).
Richtig ist: Es ist höchste Zeit zu handeln. Präsenzbetrieb in jeder Form braucht schnellstmöglich eine saubere Lösung! Wie kürzlich auch ein „Faktenfuchs“ des BR-Journalisten Bernd Oswald ermittelte, legen wissenschaftliche Erkenntnisse nahe, dass auch ordnungsgemäßes, ausgiebiges Lüften in vielen Fällen und insbesondere bei bestimmten Wetterlagen nicht für den nötigen Luftaustausch sorgen kann. Damit noch nicht genug: Schulen, die ausgiebig lüften, bekommen unter Umständen zuerst Probleme mit ihrer überlasteten Heizungsanlage und im Anschluss Ärger mit der Stadt, die bislang de facto aber ausschließlich auf das Lüften setzt. Schwierig.
Wir bleiben dabei: Die nachhaltigste Lösung ist der Einbau geräuschgedämmter Lüftungsanlagen in allen Klassenzimmern und Kita-Gruppenräumen, die Frischluft von außen ansaugen und Abluft über Wärmetauscher ableiten. Werden sie richtig dimensioniert, können sie das Lüften ersetzen und dauerhaft für gute Luft und Infektionsschutz sorgen. Dass die Nachrüstung in Bestandsgebäuden recht einfach möglich ist, zeigt das Beispiel der Allgäuer Gemeinde Rammingen: Quasi über Nacht wurden noch vor Weihnachten alle Klassenzimmer der örtlichen Grundschule mit Lüftungsanlagen ausgestattet. Je zwei Kernbohrungen pro Raum sorgen für Zu- und Abluft, die Geräte sind an der Decke montiert. Kosten pro Raum: 15.000 Euro.
Das wirkt zunächst viel, aber wenn Schwaben auf diese Idee kommen... In der Tat rechnet sich diese Investition schnell: Sofort und auf Dauer wird ein Großteil der Heizkosten eingespart und natürlich fallen die Anschaffungs- und Betriebskosten für Luftreinigungsgeräte gar nicht erst an. Nicht umsonst sind solche Anlagen in Bürogebäuden von Firmen schon seit Jahrzehnten Standard. Während sich das Kultusministerium weiterhin von diesen Fakten unbeeindruckt zeigt, hat Nachhaltigkeitsbürgermeisterin Katrin Habenschaden zugesagt, das Thema gemeinsam mit Schulbürgermeisterin Verena Dietl weiter zu verfolgen. Es ist klar, dass eine Millionenstadt in der Breite nicht so schnell agieren kann wie eine kleine Gemeinde. Gerade deshalb kommt es auf einen schnellen Anfang an.
Martin Göb-Fuchsberger