DER MLLV IM GESPRÄCH MIT REGIERUNGSPRÄSIDENTIN MARIA ELS
Regierungspräsidentin: „Es ist uns ein wichtiges Ziel, zu verstehen, was an der Basis passiert“
Die Regierungspräsidentin von Oberbayern, Maria Els, Regierungsvizepräsidentin Sabine Kahle-Sander und die Bereichsleiterin für Schulen an der ROB, Anneliese Willfahrt, empfingen den neuen Vorstand des MLLV.
Es fand ein sehr offenes, ehrliches und konstruktives Gespräch statt.
Der MLLV sprach folgende Punkte an:
Fehlende Wertschätzung
MLLV-Vorsitzender Martin Schmid betonte wie wichtig ein wertschätzender Umgang und gegenseitiges Verständnis und Empathie sind. Das fehle ihm oftmals von den vorgesetzten Dienstbehörden. Schulräte haben sich in der Corona Zeit kaum beziehungsweise gar nicht an Schulen sehen lassen.
Maria Els zeigt Verständnis für die Situation der Schulen: „Es gibt keinen Zweifel daran, dass es für die gesamte Schulfamilie schwierig ist. Die letzte Zeit forderte von Ihnen eine enorme organisatorische Umstellung und Flexibilität in Handeln und Denken. Uns in der Regierung geht es genauso.“
Dem MLLV-Vorsitzenden war es sehr wichtig, die anwesenden Vertreter der Regierung daran zu erinnern, dass Kolleginnen und Kollegen selbst auch Eltern sind und somit nicht nur als Lehrkraft die Unzulänglichkeiten des Systems kennen. „Das wird öffentlich nicht wahrgenommen, weil es von den Vorgesetzten auch nicht gesagt wird.“
Mehr Ehrlichkeit!
Mehr Ehrlichkeit seitens der Politik forderte der dritte Vorsitzende Michael Hoderlein-Rein. Man könne nicht in der Pressekonferenz sagen, es sei alles vorbereitet und Lehrkräfte müssten nur machen, wenn das schlicht und einfach nicht stimmt. Man müsste ehrlich sein und sagen, dass es versäumt wurde, Voraussetzungen zu schaffen.
Regierungspräsidentin Els betonte, dass ihr Empathie und Kommunikation auf Augenhöhe enorm wichtig sind. Es sei absolut wichtig zu wissen, was da passiert. „Das muss uns noch besser gelingen.“ Sie stellte fest, dass Corona Schwachstellen aufgezeigt habe. Ihrer Meinung nach sei einiges besser geworden, aber es sei noch lange nicht alles perfekt. Anneliese Willfahrt erinnert daran, dass man bei der Beschaffung von Tablets für Lehrkräfte und für Kinder Fördermittel schnell beschaffen konnte. Des Weiteren gab es viele Fortbildungen zum Thema Digitalisierung.
Lehrkräftemangel
Die zweite MLLV-Vorsitzende, Isabel Franz, mahnte vor allem den Lehrkräftemangel an und den sehr pessimistischen Blick in die Zukunft für die Mittelschulen. „Schulleitungen bei Personalmangel Personal suchen zu lassen, ist ein Unding!“
Hoderlein-Rein, 3. MLLV-Vorsitzender, fügte hinzu, dass auch ein guter Ausblick für die Grundschulen fehle: „Die Versorgung ist nicht gut, für das nächste Schuljahr musste der ganze besondere Unterricht aus der ASV herausgenommen werden. Hier fehlt wieder die Ehrlichkeit, warum wird nicht gesagt, dass wir ein akutes Problem haben wegen des Lehrermangels?!“
Anneliese Willfahrt sorgt die Lehrerbedarfsprognose auch. In der Grundschule werde es aber bereits schon ab 2024 mehr Angebot als Bedarf geben. Für die Mittelschulen sehe das anders aus. Über das Jahr 2030 hinweg gebe es aktuell mehr Bedarf als Angebot.
„Es müssen mehr Grundschullehrkräfte in der Mittelschule eingesetzt werden“, so Willfahrt. Zu der durch den demographischen Anstieg der Schülerzahlen bedingten Personalnot sind weitere Herausforderungen wie Asyl, Zuzüge, Ganztag und mehr Teilzeitanträge dazugekommen. Ausgeglichen werden solle der Mangel laut der Bereichsleiterin für Schulen durch Sondermaßnahmen für Bewerber anderer Schularten und Nachqualifizierungen. Es werde u. a. Sonderseminare für Personen geben, die einen Master-, Diplom- oder Magisterabschluss in Fächern mit Bezug zur Mittelschule vorweisen können und es würden Stunden durch unterrichtsfremdes Personal gehalten. Letzteres sei aber nur eine kleine Anzahl im Vergleich zu den restlichen neuen Stellen pro Jahr.
Attraktivität des Lehrberufs erhöhen!
Martin Schmid sprach außerdem ein weiteres wichtiges Thema an: Man müsse die Attraktivität des Berufstandes durch ein Einstiegsgehalt A13 erhöhen und die vorgesetzten Dienstbehörden müssten durch mehr öffentliche Wertschätzung etwas gegen „Lehrerbashing“ unternehmen! Frau Willfahrt zeigte Verständnis und erklärte, dass es derzeit Gremien gäbe, die sich damit beschäftigen, wie man den Beruf attraktiver machen könnte.
Eigenständige Gestaltung der Stundentafel
Die Regierungspräsidentin war sehr interessiert daran zu erfahren, was die Schulen sich vom kommenden Schuljahr erwarten. Der MLLV sprach vor allem das Problem bei den Erst- und Zweitklässlern an, viele könnten nicht oder nicht richtig schreiben und lesen. Man wünsche sich mehr Zutrauen in die Eigenverantwortung der Schulen, zum Beispiel bezogen auf die Stundentafel: Braucht man wirklich 3 Stunden Religion, wenn Kinder nicht lesen und schreiben können?
Anneliese Willfahrt nannte einige Punkte, die die Politik beschlossen hat, um die Defizite aufzuholen: zu Beginn des neuen Schuljahres seien vor allem Lernstandsanalysen wichtig und flexible Stundentafeln, ergänzt durch zusätzliche Angebote (Brückenangebote für 15 Millionen €).
Der MLLV freut sich über das Angebot eines regelmäßigen Austausches.
Katharina Schmid, Pressereferentin