Neues Schuljahr – Neue Schulart?
Seit einigen Jahren setzt das Kultusministerium bei der Bekämpfung des akuten Personalmangels an Grund- und Mittelschulen auf die sogenannte „Zweitqualifizierung“. Diese richtet sich an Real- und Gymnasiallehrkräfte, die an ihrer ursprünglichen Schulart aktuell kein Stellenangebot vom Staat erhalten. Viele sehen diese Zweitqualifizierung zunächst einmal als Chance, der Unsicherheit durch befristete Angestelltenverträge zu entgehen. Eine Lehrerin, die mehrere Jahre an einem Münchner Gymnasium ausgeholfen hat, sagt im Juli: „Ich möchte nicht mehr darauf hoffen, dass es im nächsten Schuljahr wieder mit dem Aushilfsvertrag klappt. Meine Schulleitung kann mir keine Garantie geben und ich verbringe die Sommerferien wieder in Unsicherheit. Ich kann das langsam nicht mehr.“ In ihrer Fächerkombination gab es in den letzten Jahren nur sehr wenige Planstellen und sie hält es mit ihrem Notenschnitt auch dieses Mal für unwahrscheinlich, ein Angebot vom Staat zu erhalten. Sie wägt also verschiedene Alternativen ab: Private Schule, Bundeslandwechsel, Planstelle bei der Stadt München – Optionen gibt es viele. Schlussendlich entscheidet sie sich für die Zweitqualifizierung und damit für die Mittelschule. Überzeugt ist die zweifache Mutter zunächst vor allem vom Sicherheitsaspekt: Schließlich wird sie für die Zeit der Maßnahme auf Probe verbeamtet und hat nun endlich reelle Chancen auf eine Planstelle. Doch sie treibt auch der Wille an, etwas Neues ausprobieren. Vielleicht gefällt ihr die Arbeit an der Mittelschule am Ende sogar besser als die am Gymnasium? Im August ist es dann soweit: Die Zuweisung zur neuen Schule ist da. Motiviert ist die junge Lehrerin, doch sie hat auch Sorgen. Wie wird sie wohl an der neuen Schule aufgenommen? Mit wie viel Unterstützung kann sie rechnen? Wird sie mit ihrer gymnasialen Ausbildung an der Mittelschule überhaupt zurechtkommen? Sie möchte sich gerne vorbereiten, weiß aber nicht wirklich, wie. Also gut, dann eben der sprichwörtliche Sprung ins kalte Wasser. Schon die ersten Schultage machen deutlich: Das wird eine riesige Herausforderung! Das Kollegium ist extrem bemüht und hilft, wo es kann. Doch unterm Strich überwiegt das Gefühl, dass sie jetzt erst einmal auf sich allein gestellt ist. Schließlich müssen sich die Kolleginnen und Kollegen um ihre eigenen Klassen, ihren eigenen Unterricht und ihre eigenen Dienstpflichten kümmern. Eine richtige Betreuung wie im Referendariat gibt es nicht. Täglich ergeben sich tausend Fragen und sie ist mit so viel Neuem konfrontiert, dass ihr die Ereignisse des Tages auch nachts noch im Kopf herumschwirren. Bei der ersten Veranstaltung mit anderen Teilnehmenden der Zweitqualifizierung wird schnell klar: Es geht nicht nur ihr so. Auch die anderen sind unsicher und machen sich wahnsinnig viele Gedanken. Sie alle hoffen, dass sie so schnell wie möglich die nötigen pädagogischen und didaktischen Fertigkeiten erwerben und so die Herausforderungen an der neuen Schulart meistern können.
Tamara Thum, Geschäftsführerin des Jungen MLLV
Veranstaltungen
Fortbildungsreihe zur Zweitqualifizierung
Befindest du dich gerade in der Zweitqualifizierung für das Lehramt an Mittelschulen? Hast du auch das Gefühl, nicht ausreichend auf die Arbeit an der neuen Schulart vorbereitet zu sein? Dann haben wir ein tolles Angebot für dich: Unsere neue Fortbildungsreihe „Erste Hilfe(n) für die Mittelschule“. Hier bieten wir dir hilfreiche Praxistipps und fachdidaktische Basics für den Einstieg. Melde dich jetzt per Mail (muenchen(at)junger.bllv.de) an und hol dir Hilfe von unseren ausgebildeten Mittelschullehrkräften!
Weitere Infos zur Zweitqualifizierung und Ansprechpartner findest du hier: https://mllv.bllv.de/unser-team/die-arbeitskreise/ak-2q-zweitqualifikation/
Erfolgreicher Ref-Check und weitere Veranstaltungen zum Referendariat
Am 13.09.2021 fand der jährliche Ref-Check des Jungen MLLV statt, dieses Jahr wieder virtuell als Videokonferenz. Über 30 Lehramtsanwärterinnen und -anwärter informierten sich zum Schulstart über den Ablauf des Vorbereitungsdienstes an Grund- und Mittelschulen.
Die beiden Vorsitzenden Carolin Rieber und Katharina Pföß erklärten dabei nicht nur die rechtlichen Grundlagen, sondern gaben auch Tipps für die Unterrichtsvorbereitung und die Selbstorganisation im Referendariat. Sie konnten von ihren eigenen Erfahrungen als Lehramtsanwärterinnen berichten, aber auch aus ihrer Perspektive als Betreuungslehrkräfte praxisnahe Hinweise geben. Dabei gab es auch Raum für die individuellen Fragen der Teilnehmenden rund um Seminar, Unterricht und Prüfungen.
Außerdem stellten sie natürlich den BLLV bzw. den MLLV vor und verwiesen auf die geplanten Veranstaltungen und Workshops des Jungen MLLV, besonders zur Prüfungsvorbereitung. Hier stehen als nächstes der Workshop zur Lehrprobe für das zweite Dienstjahr, sowie nach den Weihnachtsferien der Workshop zur Hausarbeit für das erste Dienstjahr an.
Katharina Pföß, 3. Vorsitzende des Jungen MLLV