FFP 2 Schutzmasken, CO2 Ampeln, Lüftungsanlagen, Corona Selbsttests, Digitalisierung, GemeinsamBrückenBauen, Personalmangel, Substitutionslehrkräfte. Die Bilanz des MLLV zum Schuljahresende 2020/2021 ist in großen Teilen wohl auch ein Ausblick auf das Schuljahr 2021/2022! Traurig, aber wahr!
Im Schuljahr 2020/2021 mussten unsere Kolleg*innen erleben, dass ihre berechtigten Sorgen auf Seiten des Dienstherrn und der Stadt München als Sachaufwandsträgerin nicht zu den erhofften schnellen Unterstützungsmaßnahmen geführt haben.
Große Hoffnungen verbanden sich mit der medienwirksamen Ankündigung des Kultusministers im vergangenen Herbst, FFP2-Schutzmasken für Lehrkräfte an die Schulen zu liefern. Die wenigen und um Wochen verspätet gelieferten Masken hatten lediglich einen KN95-Standard und seien nur für besondere Gelegenheiten! Das könnte man für einen Witz halten, gelacht hat aber niemand!
Hygienische Raumluft an Schulen und Kitas war für den MLLV schon lange vor Corona ein wesentliches Thema! Frühzeitig klärten wir sachlich fundiert über die Nachteile mobiler Luftfilter auf und forderten fest verbaute Lüftungsanlagen, da nur diese den gewünschten Infektionsschutz mit finanzieller und ökologischer Nachhaltigkeit verbinden. Zugleich mussten wir erleben, wie spät die Stadt das staatliche Förderprogramm für CO2-Sensoren in Anspruch nahm.
Der MLLV hat von Anfang an vehement regelmäßige Corona-Tests als kindgerechte Spucktests, die von geschultem Fachpersonal in geschütztem Rahmen oder zuhause von den Eltern durchgeführt werden, gefordert. Vieles wurde bekanntlich lange ignoriert. Die eingeführten Schüler-Selbsttests führten zu weiteren Einschränkungen der Aussagekraft der Testergebnisse, pädagogisch unverantwortbaren Stigmatisierungen positiv Getesteter vor der ganzen Klasse und erhöhten Infektionsrisiken durch Niesattacken im Klassenzimmer ohne Maske.
Eine vollständige und bedarfsorientierte Ausleuchtung mit leistungsfähigem W-Lan ist lediglich eine Grundvoraussetzung – von der wir an den Münchner Schulen immer noch weit entfernt sind. Die Bereitstellung eines Videokonferenzsystems mit cloudbasiertem Datentransfer wäre ein erster Schritt in die richtige Richtung, der in München fast schon einer Mondlandung gleichkäme!
Lange hat der MLLV laut und deutlich darauf hingewiesen, dass die Entwicklung einer Kultur der Digitalität an Schule auch schon vor Corona ein wichtiger Baustein ganzheitlichen Lernens gewesen wäre. Corona hat die Taubheit der vorgesetzten Dienstbehörden in diese Angelegenheit wohl etwas gelindert. Aber nur ein klein wenig, denn Dienstlaptops für Lehrinnen und Lehrer in München gab es von März 2020 (1. Lockdown) bis Oktober 2021 (19 Monate!!) immer noch nicht.
An den Kolleginnen und Kollegen liegt es nicht, denn die Bereitschaft zur Nutzung digitaler Lösungen und Anwendungen in München ist groß. Laut unserer Umfrage nutzten beispielsweise 91,2% der Lehrkräfte das Tool MS Teams – davon würden 96,7% dieses gerne weiter nutzen!
Das Kultusministerium hat durch eine falsche Personalpolitik über Jahrzehnte und konsequente Schönfärberei bis heute den gravierenden Personalmangel insbesondere an den Grund-, Mittel- und Förderschulen zu verantworten. Ein Ende ist nicht in Sicht – und daran ist nicht „Corona“ schuld!
In dieser Situation werden Schulleitungen vom Dienstherrn aufgefordert, durch eine aufwändige Akquise unqualifizierte Personen zu suchen um Lücken in der Regelunterrichtsversorgung zu schließen. Die Substitutions“kräfte“ haben so ziemlich alles an Qualifikationen anzubieten außer einem abgeschlossenem Lehramtsstudium! So wird das öffentliche Ansehen unseres Berufsstandes ruiniert. „Gemeinsam.Brücken.bauen“ ist kein pädagogisch sinnvolles Konzept, sondern eine ineffiziente und pädagogisch nahezu wertlose Scheinmaßnahme, die den Profis an unseren Schulen die letzten Kraftressourcen entzieht! Dauerhafte Überlastung und Flickschusterei zerstören die Attraktivität eines eigentlich sinnstiftenden und erfüllenden Berufsfeldes.
Fazit:
Aus ALT mach ALT, weil in ganz großen Teilen dieser Rückblick leider auch ein Ausblick ist auf die Weiterführung von immensen Versäumnissen, die die vorgesetzten Dienstbehörden zu verantworten haben.
Aus ALT mach ALT, weil wieder viel Zeit verstrichen ist, die weitestgehend ungenutzt blieb.
Aus ALT mach ALT, weil es wieder auf die Eigenverantwortung der Schulleiter*innen und Lehrer*innen ankommt, all diese Unzulänglichkeiten vor Ort auszugleichen!
Aus ALT mach ALT, weil die Situation vor Ort und die Expertise der Betroffenen an den Schulen weiterhin von den vorgesetzten Dienstbehörden ignoriert werden!
Es grüßt sie herzlich
Martin Schmid
1. Vorsitzender