Das Kamingespräch 2023 war erneut ein voller Erfolg, safe! – Politik bleibt blass und flext wenig



Auch in diesem Jahr war beim Kamingespräch einiges geboten: Da gab es eine unfassbar gute musikalische Begleitung durch den Abend, da wurden drei unfassbare Geschichten aus dem Lehreralltag präsentiert und da hielt der 1. Vorsitzende des MLLV, Martin Schmid, ein unfassbar gutes Abschlussplädoyer, das die derzeitige, in vielerlei Hinsicht verworrene, Mangelsituation an den Bayerischen bzw. Münchner Schulen thematisierte. Außerdem waren einige der Statements der geladenen Bildungspolitiker in Vertretung zu den brennenden Fragen der Zeit unfassbar schwach. Aber der Reihe nach!



Begrüßung und Einstieg in den Abend

Zunächst sorgte das MLLV-Trio bestehend aus Christian Gingele, Wolfgang Rudolph und Meike Fuchs für einen passenden musikalischen Auftakt der Veranstaltung. Nachdem der MLLV-Chef Martin Schmid auch die VITs (die Very Important Teachers) begrüßt hatte, richteten die Schulbürgermeisterin der Landeshauptstadt München, Verena Dietl, der Regierungspräsident von Oberbayern, Dr. Konrad Schober, der Präsident des Bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz, Dr. Burkhard Körner und die Präsidentin des BLLV, Simone Fleischmann einige Grußworte an die geladenen Gäste. Dabei ist auffällig, dass immer wieder das großartige Engagement der Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen hervorgehoben wurde, ohne deren Einsatz das Bildungswesen in Bayern schwerlich aufrechterhalten werden könnte, zumal in Krisenzeiten wie sie derzeit herrschen.




Präsentation unfassbarer Geschichten aus der Münchner Bildungslandschaft

In Anlehnung an die Mystery-TV-Serie „X-Factor: Das Unfassbare“, in der skurrile Geschehnisse dargeboten werden, die eigentlich unfassbar sind, präsentierten Mitglieder des MLLV-Vorstands dem Publikum im Videoformat drei solcher Geschichten, die drei unfassbar große Probleme im Bildungssystem darstellten und kaum zu glauben sind. Beim MLLV wurde dieses Format allerdings in M-Faktor umbenannt, der München-Faktor. Im ersten Video wurde die unfassbare Verwaltungsflut an Schulen thematisiert. Schulleitungen werden so zusätzlich belastet und es wird immer schwieriger, die Kernaufgaben abzudecken. Im zweiten Video ging es um die unfassbare Digitalisierungslücke, die sich an den Schulen auftut und die, wenn überhaupt, erst nach und nach und sehr behäbig geschlossen wird. Das dritte Video thematisierte die unfassbare Möglichkeit für sogenannte Quereinsteiger, einen relativ leichten Einstieg in den Lehrerberuf zu finden, ohne eine abgeschlossene pädagogische Ausbildung absolviert zu haben.



Hier die Videos in voller Länge:


Die anwesenden bildungspolitischen Sprecherinnen der Landtagsfraktionen (es fehlte Bündnis 90/Die Grünen) Eva Gottstein von den Freien Wählern (in Vertretung für Tobias Gotthard), Margit Wild von der SPD, Julika Sandt von der FDP (in Vertretung für Matthias Fischbach) und Christine Müller von der CSU (in Vertretung für Prof. Dr. Gerhard Waschler) waren sich hinsichtlich des ersten unfassbaren Problems, der Datenflut an Schulen, einig, dass es an der Stelle weiterer Verwaltungskräfte bedarf, um auf einen grünen Zweig zu kommen. In Sachen Digitalisierung wurde auch der Ruf nach mehr Personal laut, nämlich nach mehr Systemadministratoren oder externen Fachleuten, die entsprechend weiter- und fortgebildet werden. Daran dürfe Unterricht nicht scheitern, wenn Lehrkräfte selbst für digitale Probleme verantwortlich sind. Man solle auch auf etablierte Lösungen bauen, die verlässlich sind. Gegen den Lehrermangel wurden einige Maßnahmen vorgeschlagen, wie z. B. die Arbeitsbedingungen zu verbessern, sich an den Klassenteiler zu halten und die Zahl der Studienplätze zu erhöhen. Insgesamt lässt sich sagen, dass einige Aussagen der bildungspolitischen Sprecherinnen in Vertretung nicht an das hohe Gesamtniveau der Veranstaltung heranreichten, was natürlich auch daran liegen kann, dass die meisten die bildungspolitischen Sprecher*innen ihrer jeweiligen Partei vertraten und nicht tagtäglich mit bildungspolitischen Fragen konfrontiert werden.




Genau wie am Ende der Fernsehsendung X- Faktor, so löste Moderator Wolfgang Rudolph am Ende der unfassbaren Videos auf, dass alle drei unfassbaren Geschichten wahr sind. Er schloss mit dem Fazit: „Das Unfassbare ist real! Vielleicht gelingt es uns, das Unfassbare fassbar zu machen, um dann für uns das Unmögliche möglich zu machen.“



Die Blitzlichtrunde

Den oben genannten bildungspolitischen Sprecherinnen in Vertretung (Margit Wild von der SPD musste früher gehen) wurden nun einige Fragen zur aktuellen Bildungspolitik gestellt. Diese durften bei jeder Frage ein Schild mit der Aufschrift „Ja“ oder „Nein“ hochhalten. Bei der Frage etwa, ob die Schulen für die Zukunft gut aufgestellt sind, antworteten Sandt und Müller mit Nein und nur Gottstein mit Ja. Ob Schulen gut digitalisiert sind, beantworteten alle drei mit Nein. Weiterhin wurde ein einheitliches Ja bezüglich der Sinnhaftigkeit des Übertrittsverfahrens in der vierten Klasse der Grundschule abgegeben. Zwei der drei bildungspolitischen Sprecherinnen in Vertretung beantworten die Frage nach einer längeren gemeinsamen Schulzeit mit Nein (Gottstein mit einem Jein). Ob ein Rechtsanspruch auf Ganztagesbildung realisierbar ist, beantworteten alle mit Ja wie auch die Frage, ob die Maßnahmen zur Inklusion dem bayerischen Anspruch gerecht werden. Zu unterschiedlichen Antworten kamen die Teilnehmerinnen hinsichtlich der Fragen, ob die BayernCloud ein Millionengrab wird, ob das derzeitige Lehramtsstudium noch zeitgemäß ist und ob die Verwaltung an den Schulen schlecht ist. Auf die letzte Frage, ob die Werbekampagne zur Gewinnung von Lehrkräften durch das Kultusministerium (Siehe bei den Bildern das Plakat zur Lehrer-Werbekampagne) den Lehkräften den nötigen Respekt entgegenbringt, antwortete Sandt und Müller mit Nein und Gottstein enthielt sich ihrer Stimme.



Martin Schmids Abschlussplädoyer

Martin Schmid plädiert am Ende der Veranstaltung für Ehrlichkeit seitens der Politik hinsichtlich der oben genannten Probleme. Er sieht eine Tendenz darin, dem Personalmangel durch Senkung der Qualität entgegenzutreten. Weiterhin äußert Schmid, dass die Arbeitsbedingungen viel besser werden müssen. Zum Schluss stellt er der Politik die Frage nach einem progressiven, visionistischen Ansatz für die Zukunft, um die geschilderten Probleme zu lösen.