Im Dezember besuchten die Pensionisten des MLLV die Stadt Landshut. Schwerpunkt war keineswegs der auch sehr lohnende Christkindlesmarkt, er - stand am Nachmittag fakultativ auf dem Plan, sondern die Führung durch die Stadt. Sie erhellte den geschichtlichen Hintergrund.
Bis zum heutigen Tag immer wieder unerhörtes Ereignis die „Landshuter Hochzeit“, von der noch zu sprechen sein wird und die weit über Bayern hinaus bekannt ist.
Ihre Blütezeit erlebte die Stadt unter den drei Wittelsbacher Herzögen, die die „Reichen“ genannt wurden. 1204 wurde Landshut gegründet, um Bayern zu regieren, nicht etwa München!!!
1475 heiratete der 20-jährige Georg die Königstochter Hedwig aus Polen, die auch noch anderweitig begehrt worden war, weshalb sie mit 18 Jahren als relativ alte Braut galt. Das Fest wurde mit unvorstellbarem Pomp begangen, sogar der Kaiser gab sich die Ehre. Im Festsaal des Rathauses, dem Prunksaal, fand die Zeremonie statt. Landshut war auf der Höhe seines Reichtums, was viele Gebäude, eben auch das Rathaus widerspiegeln.
Auf die 3000 Einwohner kamen 6000 Gäste, eine Gasse bildete die Küche, riesige Lager oberhalb der Isar dienten den Gästen als Unterkünfte. Die Kleidung erlesen und dem November geschuldet warm, spielte eine bedeutende Rolle.
Vor hundert Jahren nun nahm man den Brauch wieder auf, die Festivität im Vierjahreszyklus nachzustellen. Es gilt als große Ehre, zu den 2500 Mitwirkenden zählen zu dürfen. Da das Ereignis im Juni / Juli stattfindet, ist der gestrenge Kleiderkodex eine gewisse Herausforderung, Pelz, Harnisch und so…
Regierungssitz Landshut, Familiensitz jedoch Burghausen, so war es immer und auch für Georg und Hedwig. Tragischerweise starben zwei Söhne des Paares im Kleinkindalter und die Tochter war von der Regentschaft ausgeschlossen. Somit endete Landshuts Zeit als Regierungssitz. München erhob Ansprüche, und Herzog Ludwig X. ließ sich inmitten aller gotischen Pracht eine Stadtresidenz errichten im Stil der italienischen Renaissance, für seine Aufenthalte der Regentschaft geschuldet in Landshut. Überhaupt hielt eine neue Lebensweise Einzug: Lebensfreude, Genuss, Hedonismus.
Eindrucksvoll die St. Martinskirche mit ihrem Riesenkirchturm, dem Wahrzeichen der Stadt und architektonisch mehr als fragwürdig und längst mehrfach nachgebessert.
Aber vor allem die vielen gotischen Bauten, gar Straßenzüge, die so eine Ausstrahlung von Platz, Fülle und Weite verströmen. Es ist zu spüren, dass die Stadt im 2. Weltkrieg nicht zerstört wurde und unwillkürlich ergreift einen Behagen, wenn man durch Straßen und Gassen schlendert. Auch atmet sie ihren ehemaligen Reichtum noch irgendwie, auch wenn dieser längst Geschichte ist. Auch der Ruf als bedeutende Kunststadt in der Blütezeit ist längst verblasst.
Über allem thront die Burg Trausnitz, die eine weitere Reise wert ist.
Dorothea Wilhelm