Henker – Heiler – Hexen – Geschichten aus dem Kräutergarten

Geschrieben am 16.05.2023
von Inge Wiederhut, Barbara Mang

Malerisch und beschaulich liegt das kleine Städtchen Schongau mit seinen rund 12.000 Einwohnern auf einem Hügel umgeben von einer fast vollständig erhaltenen Stadtmauer. Die Stadt Schongau liegt ganz in der Nähe der ehemaligen Römerstraße nach Augsburg, der Via Claudia Augusta, und verdankt somit ihren Ursprung den Römern. Im Mittelalter war sie ein wichtiger Knotenpunkt und Handelsplatz.



Der Schwerpunkt der Stadtführung in Schongau lag auf der Hexenverfolgung in den Jahren 1589 bis 1592. Unsere Stadtführerin Frau Sporer,  in historischer Gewandung,  führte uns zunächst – witterungsbedingt – in das Stadtmuseum.  Dort erzählte sie anschaulich von den grausamen Hexenverfolgungen, deren Hintergründe Naturkatastrophen, Angst, Aberglaube, Hysterie, Neid und vor allem Unwissenheit  und mangelnde Bildung waren. Es wurde nach Sündenböcken gesucht. Überwiegend Frauen (Hexen) aber auch Männer (Hexer), die in Wirklichkeit gebildet, weise und ihrer Zeit voraus waren, wurden der Hexerei bezichtigt, gefoltert und bei „erzwungenem“ Geständnis zum Tode verurteilt. 



Damit verbunden war die Tätigkeit des Henkers mit seinen diversen „Werkzeugen“, der wegen seines unehrenhaften Berufes außerhalb der Stadtmauer leben musste. Schließlich hatte er es ja auch mit infektiösen Menschen zu tun. 



Gefragt allerdings war sein umfassendes anatomisches und heilkundliches Wissen. Ebenso gebildet waren die Kräuterfrauen, deshalb auch  oft dem Hexenwahn ausgesetzt, deren Wissen heute wieder große Beachtung findet. Zur Historie passend besuchten wir anschließend im magischen, dreistöckigen Kasselturm die Kräuterfrau Ursula Engelwurz, die uns „beräucherte“ und von bekannten, seltenen, wohltuenden und giftigen Heilkräutern berichtete.





Während des Hexenwahns kam es in Schongau zu einem Hexenprozess, der mit seinen 63 Opfern einer der größten im süddeutschen Raum war. 



Die Stadt Schongau arbeitet mit einer Gedenkstätte ein unrühmliches Kapitel ihrer Geschichte auf. 63 Rosenstöcke, versehen mit den Namen der Opfer des Hexenprozesses, weisen auf das Unrecht hin, das diesen Menschen angetan wurde.



Wer weiter in diese Geschichten eintauchen möchte, dem seien die historischen Romane von Oliver Pötzsch, dem Nachfahren der früheren Henkersfamilie Kuisl, empfohlen.

Beeindruckt von den interessanten Geschichten und Sehenswürdigkeiten stärkte sich die Gruppe der Pensionisten beim Mittagessen und Kaffee.

Inge Wiederhut, Barbara Mang