Im Oktober pilgerte die Gruppe der MLLV-Pensionisten auf den Freisinger Domberg ins Diözesanmuseum. Der Wettergott spielte mit.
Die sachkundige Führung von Frau Dr. Langenberg gab in ihren Darlegungen zum Einen dem von Grund auf renovierten Bau Raum als auch zum Anderen den Sälen der ständigen Ausstellung. Freilich konnte dies in einer Stunde nur bruchstückhaft und exemplarisch gelingen.
Im 19. Jahrhundert diente der Bau als Domgymnasium und Priesterseminar. Entsprechend anspruchsvoll gestaltete sich die Architektur.
Ab 1974 wurde hier das Museum des Erzbistums von München und Freising untergebracht. 2013 traten dann Probleme mit dem Brandschutz und die Frage nach der Behindertengerechtigkeit auf, so dass eine Generalsanierung, die sich acht Jahre hinzog, erfolgte.
Die Architekten Brückner und Brückner schufen nicht nur ein geschlossenes, besonderes Holzdach, sondern demonstrierten durch das Konzept der „geöffneten Wände“ die Botschaft der Kirche: Wir wollen offen sein. Besonders eindrucksvoll der Lichthof.
Die Räume sind themenorientiert gestaltet und bestückt, nicht wie üblich in Museen, nach Epochen. Im ersten Stock zeigt das offene Gebäude überall große Fenster mit Bogenmotiv, aus denen man rundum einen herrlichen Blick auf Freising genießt. Ein Themenraum ist dem Thema „Christus erlöst die Menschen von der Erbsünde.“ Ein anderer mit Exponaten aus dem 15. Jahrhundert stellt „Christus am Ölberg“ vor. Hier finden sich auch viele Pflanzen, Heilpflanzen, Akelei und mehr.
Ein weiteres Beispiel für zeitgenössischen Bezug ist ein Bild, auf dem zwei Kinder mit Schmetterlingen und mit vom Aussterben bedrohter Insektenarten abgebildet sind.
Es gibt viele Stücke und Bilder bedeutender, bekannter Künstler und solche von weniger bekannten. Berühmte Namen sind Erasmus von Grasser, die Gebrüder Asam oder Ignaz Günther, um nur wenige zu nennen.
Zwei Epochenräume gibt es auch, gewidmet der Renaissance und dem Barock, alles sinnhaft gestaltet und angeordnet mit verständlichen Themen und Botschaften und häufigem Bezug zur Gegenwart.
Verwiesen sei zum Schluss auf Aktuelles. Der überaus rührige Museumsdirektor Christoph Kürzeder, der auch das wunderschöne Kloster Beuerberg mit großartigen Themenausstellungen bestückt, verweist auf zwei Attraktionen, die bis Jahresende zu besichtigen sind auf dem Domberg: Der „Superstar“ unter den Heiligen, Sankt Franziskus, besser bekannt als Franz von Assisi (1182-1226), wird mit einer umfassenden Sonderausstellung geehrt. Dem gegenüber, als Kontrast?, stehen die zeitgenössischen Exponate der deutsch-amerikanischen Künstlerin Kiki Smith, die unter dem Arbeitstitel „Empathy“ zusammengefasst sind.
Lassen Sie sich überraschen!
…und ein aufgelassenes Gefängnis
Es wurde vor über 300 Jahren von den damaligen Herrschern als Turm erbaut mit acht Zellen. Der Salzburger Hexenturm diente als Vorlage. 1968 erfolgte die Schließung.
Zu besichtigen sind heute noch der Pranger, das Schafott sowie die gruseligen, eiskalten Unterkünfte der Gefangenen. Viele Kinder saßen dort ein, die abends, nach Schließung der Stadtbefestigung, nicht mehr herausgekommen waren. Sie hatten versucht, sich mit „Zauberei“ ein paar Groschen zu verdienen. So kam es zu den „Zauberbubenprozessen“, die, um Geständnisse zu erzwingen, mit Folter und oft dem Tod der Kinder einherging. Die Beklommenheit in diesen grausigen Räumen teilt sich bis heute mit. Folglich waren die Fenster klein, um das Wehgeschrei der Ärmsten nicht nach draußen dringen zu lassen…
Als das Gemäuer verfiel, wurde es saniert und ein Hotel dort untergebracht. Auch dies nicht von Dauer, es gehört zwar bis heute der Stadt Freising, die aber derzeit keine Verwendung und Nutzen darin sieht. Folglich verpachtet sie es für einen symbolischen Euro im Jahr an Ehrenamtliche. Denen geht es um die Erhaltung der Stätte, Mahnmal oder anderes . So halten sie es mittels Spenden instand. Im Innenhof und einem Teil des Erdgeschosses befindet sich ein zauberhafter, sehr ansprechender gastronomischer Ort, der die Gräuel innerhalb des Gebäudes gnädig vergessen lässt.
Dorothea Wilhelm