Die „Deutsche Eiche“ - eine Institution

Geschrieben am 14.06.2025
von Dorothea Wilhelm, Gabriele Seilmeier


Am 4. Mai 2025 genossen die Pensionisten des MLLV dank der großartigen Idee und Organisation von Margret Maetschke und Ingrid Sichlinger eine Führung in der „Deutschen Eiche“, Hotel, Restaurant und schwule Sauna in der Reichenbachstraße. Dieses Etablissement ist untrennbar verbunden mit dem Namen Dietmar Holzapfel, ehemals Lehrer, heute Besitzer und Chef der Deutschen Eiche.



Hier sämtliche Einzelheiten des 3-stündigen Rundgangs auszuführen, sprengte den redaktionellen Rahmen und Vieles kann bei Interesse auch im Internet nachgelesen werden. Vermittelt werden soll der großartige Eindruck von diesem Kleinod und der rhetorisch und inhaltlich sensationellen Darstellung unseres Gastgebers. Sein Humor und seine Selbstironie würzten die „nüchternen Fakten“, die so nüchtern nicht sind, immer wieder mit bezeichnenden Anekdoten und gehörigem Witz.



Im Gärtnerplatzviertel lebten früher viele Juden, weil es dort billig war. Es gab u.a. eine Synagoge und ein Altenheim, auf beide wurde ein Brandanschlag verübt, der Verheerungen anrichtete. Die Gebäude wurden wieder aufgebaut, teilweise fünfstöckig und das eingeschmolzene Denkmal von Leo Klenze später wieder errichtet.


König Ludwig II., zutiefst Pazifist, umgab sich gerne mit den „Cheveauleger“, hoch gewachsene, schick uniformierte Soldaten der Bayerischen Kavallerie. Angeblich stammt das Wort „schwul“ von diesem französischen Ausdruck ab.                       


Die Familie Reichenbach war ab 1896 die Wirtsfamilie der „Deutschen Eiche“, und es gab damals schon die berühmten Hausbälle im Fasching. Es folgten weitere Besitzer des Hauses, aber der Standard des Hotels war gering. Von jeher verkehrte ein buntes Völkchen hier; Metzger, Händler der Großmarkthalle und Künstler. Auch Adolf Hitler war hier, angeblich wegen der schönen Tänzer des Gärtnerplatztheaters, öfter eingekehrt.

Der Grundstock für den heutigen Betrieb wurde 1928 mit ganzen zwei Zimmern im Hotel gelegt. Später wurden daraus 25, aber ohne jeden Komfort mit Toiletten auf dem Gang. Das Wirtshaus war vor allem beliebter Treffpunkt für Tänzer, Künstler und Homosexuelle. Seit 1993 ist Dietmar Holzapfel mit seinem Ehemann, der seit Jahrzehnten schon sein Lebenspartner war, der Besitzer. Er hatte es zusammen mit einer Menge Schulden von seinem Adoptivvater geerbt. Zunächst wollte niemand in der Kaschemme wohnen, bis Holzapfel beherzt investierte, umbaute und das Hotel auf höchsten Standard brachte.

                                              



Zuzeiten der Eröffnung galt noch der Schwulenparagraf 175, der Homosexualität unter Strafe stellte. Dietmar Holzapfel zahlte einen horrenden Preis und ebensolche Zinsen, immer unterstützt von seinem Mann Sepp Sattler, und investierte in eine riesige Saunalandschaft für Schwule mit entsprechenden äußerst privaten Räumlichkeiten. Immer mehr Gebäude kamen über die Jahre hinzu, heute erstreckt sich das Badehaus über fünf Immobilien und vier Stockwerke. Im ersten Stock des Gebäudekomplexes sind übrigens zahlreiche Mitarbeiterwohnungen entstanden; auch hier ist das soziale Engagement der Besitzer sichtbar.



Heute besuchen bis zu 5000 Männer pro Wochenende die Sauna und Bäderlandschaft, die sich unter den Gebäuden und dem Innenhof befindet. Die Wände mussten aufgrund der Feuchtigkeit des Isarkieselbodens mit Aluminiumplatten versehen, verschiedene Häuserniveaus ausgeglichen werden und vieles mehr. Im Keller wurde eine Wärmetauschanlage installiert, um umweltfreundlich die Abwärme beim Waschen und Trocknen der riesigen Wäscheberge zu nutzen. 57 Mitarbeiter aus 23 Ländern sind zurzeit im Haus tätig.

Durch Courage, Selbstbewusstsein und Mut zum Risiko wurde die Deutsche Eiche zu dem, was sie heute ist. Ein Begegnungs- und Schutzraum für schwule Männer, die ja bekanntlich in den 80-er Jahren, als AIDS grassierte, „gebrandmarkt“ wurden. Aber auch Frauen, oft berühmte wie Margot Werner, Barbara Valentin und beispielsweise Donna Summer, besuchten die Bar häufig und gerne. Letztere wurde hier durch Giorgio Moroder entdeckt und avancierte zum Weltstar.

Seit den Anfangsjahren mit Besuchern wie Freddy Mercury, Rainer Werner Fassbinder und vielen anderen illustren Persönlichkeiten, besuchen heute Schwule, Lesben, Bisexulle, Transgender und Heteros das Haus, und alle genießen dessen Flair und Luxus.

Die Gäste kommen aus der ganzen Welt und es ist kein Geheimnis, dass es viele Männer hierherzieht, um einschlägige Bekanntschaften zu machen.

Ein Juwel ist die Dachterrasse mit ihrer Bar, deren Entstehung einige behördliche Hürden zu nehmen hatte. Aber wir kennen ja inzwischen Dietmar Holzapfel und seinen Mann, die eben auch Beharrlichkeit und Geduld mitbringen, so dass es schließlich gelang, sie zu bauen. Der Blick von hier oben ist einmalig und viele Münchner genießen ihn regelmäßig.



Dietmar Holzapfel hat wohlverdient zahlreiche Ehrungen erfahren und viele Preise bekommen für sein unerschrockenes Eintreten für die Belange schwuler Männer und einer vielfältigen Gesellschaft und für seine Leistung als Unternehmer. Auch Prozesse, z.B. zum Thema freie Meinungsäußerung, hat er nicht gescheut und gewonnen.

In ferner Zeit wird Roger Holzapfel, der Adoptivsohn der beiden Besitzer, das europaweit bekannte Kleinod erben.

Diese ganz besondere Führung rundeten unsere Pensionisten mit einer schmackhaften Mahlzeit im gemütlichen Wirtshaus Deutsche Eiche ab.