Die Gruppe der Pensionisten im MLLV ist immer auf der Suche nach interessanten Zielen.
Diesmal war es das Münchener Rathaus. Dank des unermüdlichen, hartnäckigen Bemühens unserer Fachgruppenleiterin Barbara Mang bekamen wir Stadtrat Matthias Stadler als hervorragenden und humorvollen Führer.
Der Bau wurde ab 1867 in ca. 40 Jahren nach Plänen von Ernst Hauberrisser errichtet.
Die neogotische Fassade mit ihrem plastischen Schmuck, den Erkern, Türmchen, Skulpturen und dem markanten Mittelturm mit dem Glockenspiel ist zur Visitenkarte Münchens geworden.
Nach der Außenbesichtigung führte uns Herr Stadler durch das Labyrinth der Flure und Treppen. Alles mutete an wie im Mittelalter: Gotische Kreuzrippengewölbe, Schlusssteine und Säulenkapitelle in feiner Steinmetzarbeit, Butzenscheiben und Glasmalereien an den Spitzbogenfenstern. Im „Hauberrisserzimmer“, einem kleinen im Original erhaltenen Raum mit Blick auf den Marienplatz, finden sich alle Stilelemente der Erbauungszeit wieder:
Holzgetäfelte Wände, mit Schnitzereien und Intarsien geschmücktes Mobiliar und ein großer
Bronzeleuchter. Eine besondere Kostbarkeit ist eine goldglänzende Amtskette von 1914.
All dies wird nur zu besonderen Anlässen und Veranstaltungen in kleinerem Rahmen genutzt.
Der absolute Prunkraum des Rathauses ist jedoch der Kleine Sitzungssaal. Er ist fast gänzlich im original historistischen Stil erhalten: Holzvertäfelte Wände, ebenso die mit Schnitzereien geschmückte Decke, prächtiges Gestühl, ein imposanter Kamin und ein kunstvoller, Raum beherrschender Kronleuchter. An einer Seite des Saales prangt eine riesige allegorische Wandmalerei: Die Krönung der „Monachia“ als Verkörperung Münchens und dem Gedeihen von Kirche, Königtum und Kunst. In diesem repräsentativen Saal finden festliche Empfänge, Ehrungen und Trauungen statt, aber auch reguläre Ausschusssitzungen des Stadtrats.
Wir waren aber nicht nur auf „Museumstour“. Das Rathaus ist natürlich in erster Linie Sitz der Stadtverwaltung. Sie gliedert sich in ein Direktorium aus den drei Bürgermeistern und
ca. 80 gewählten hauptamtlichen Stadträten, die durch nochmals ebenso viele Ehrenamtliche unterstützt werden. Dazu kommt ein Heer von Mitarbeitern, die für die Belange der städtischen Verwaltung zuständig sind. Diese ist in verschiedene Referate aufgeteilt. Stadtrat Stadler selbst ist Mitglied mehrerer Ausschüsse (Kommunales, Wirtschaft, Umwelt, Soziales, Jugend und Familie). Als Insider führte er uns auf die Empore des großen Sitzungssaals, der ca. 120 Plätze hat, ausgestattet mit allen Finessen der modernen Technik. Wir konnten kurz in die Sitzung des Referats „Stadtplanung und Bauordnung“ hineinhören, wo gerade der Bebauungsplan für die Neugestaltung des Tucherparks erörtert wurde. Das Kolossalgemälde des Historienmalers Karl von Piloty (15mx4m) ziert die Frontseite des Saales .
Auf unserem Rundgang erwarteten uns noch zwei Überraschungen:
Der berühmte Rathausbalkon, wo sämtliche Meisterfeiern des FC Bayern ihren Höhepunkt finden, wenn die johlenden Fußballfans vom Marienplatz aus ihren Idolen zujubeln.
Der spektakuläre Rundblick vom 90m hohen Rathausturm über die Dächer der Stadt, ihre Türme und bedeutenden Gebäude bis hin zum fernen Gebirgspanorama. Phantastisch!
Als Krönung dieser Eindrücke erlebten wir dabei das Zwölf-Uhr-Läuten der umliegenden
Kirchen und danach die Melodie des Glockenspiels. Kann es da noch eine Steigerung geben?!
Von der Höhe des Rathausturms ging es dann in die Tiefe des Ratskellers.
Ein überaus informativer und eindrucksvoller Vormittag ging in geselliger Runde bei Speis und Trank zu Ende.