Liebe Kolleginnen und Kollegen,
herzlichen Dank für Ihre Teilnahme an unserer Umfrage zum Schuljahresbeginn. Ihre Rückmeldungen geben ein klares und ehrliches Bild der Lage an Münchens Schulen – ein Bild, das nicht dramatisiert, sondern die Realität abbildet, wie sie täglich erlebt wird.
Im Durchschnitt arbeiten an jeder der an der Umfrage teilnehmenden Schulen rund zwei bis zweieinhalb Substitutionskräfte. Hochgerechnet auf alle Münchner Grundund Mittelschulen ergibt das etwa 400 Substitute, die zusammen rund 4.900 Wochenstunden abdecken, das entspricht über 170 Vollzeitstellen. Von den insgesamt 311 Vorkursen Deutsch werden 80 Prozent von nicht grundständig ausgebildetem Personal unterrichtet.
Zugleich berichten 93 Prozent der Schulleitungen, dass die Bürokratie in den letzten Jahren weiter zugenommen hat. Diese Rückmeldung ist eindeutig: Der angekündigte Bürokratieabbau kommt in der Praxis nicht an. Statt Entlastung erleben die Schulen eine wachsende Zahl an Formularen, Abfragen und Dokumentationspflichten, die wertvolle Zeit für Führung und Pädagogik binden.
Mehrere Rückmeldungen weisen zudem auf einen weiteren Punkt hin, der ernst genommen werden muss: Umsetzungen von Lehrkräften, die an ihrer Schule bleiben wollten. Es liegt die Vermutung nahe, dass diese Umsetzungen in einem Zusammenhang mit der hohen Zahl an Substitutionsverträgen stehen. Offenbar führt die kurzfristige Personalsteuerung dazu, dass reguläre Lehrkräfte vermehrt versetzt werden, um anderswo entstandene Lücken zu füllen. Während Substitute befristet verbleiben. Das schafft Unsicherheit und belastet die Kontinuität in den Kollegien.
Gerade hier ist das Staatliche Schulamt gefordert. Qualitätssicherung und Personalentwicklung dürfen nicht zur alleinigen Aufgabe der Schulleitungen werden. Wer Personal einsetzt, muss auch Verantwortung für Qualifikation, Begleitung und Stabilität übernehmen.
Der MLLV wird die Ergebnisse Ihrer Rückmeldungen gezielt in die Gespräche mit Stadt, Schulaufsicht und Ministerium einbringen. Wir fordern, dass die Realität an den Schulen nicht länger beschönigt, sondern ernst genommen wird mit klaren Strukturen, verlässlicher Planung und echter Entlastung.
Ich danke Ihnen im Namen des gesamten Vorstands für Ihre Offenheit, Ihre Zeit und Ihre Haltung. Sie zeigen täglich, was Schule unter schwierigen Bedingungen leisten kann. Und wir werden weiterhin sichtbar machen, was sich ändern muss, damit dieses Engagement nicht überfordert, sondern trägt.
Mit kollegialen Grüßen
Martin Schmid
Vorsitzender des Münchner Lehrer- und Lehrerinnenverbands (MLLV)


