Am 16.7.25 flogen die Seniorinnen und Senioren des MLLV zu einem weiteren besonderen Höhepunkt ihrer Besichtigungen aus.
Die historische „Bockerlbahn“ zwischen dem Bahnhof Prien und der Schiffsanlegestelle Stock
Das Ziel war die Ausstellung im sogenannten Alten Schloss, dem ehemaligen Chorherrenstift, auf Herrenchiemsee zur Entstehung des Grundgesetzes, das als Grundlage einer verbindlichen Verfassung diente.
Das ehemalige Chorherrenstift
Die Dauerausstellung wurde anlässlich des 75. Jahrestages der Verfassung 2023 eröffnet
Von Dreien aus unserer Mitte akribisch vorbereitet, erlebten wir nicht nur einen reibungslosen Ablauf, sondern einen eindrucksvollen, zu Herzen gehenden Tag. Viele, alle, hatten die Ereignisse zwar noch ziemlich präsent, da für sie die Dinge nicht allzu lange zurücklagen. Jedoch bot die Begegnung mit der geschichtsträchtigen Örtlichkeit und die grandiose, bündige, faktenreiche Darstellung unserer „Führerin“ ein Erlebnis der besonderen Art. Es war zu spüren, wie sehr ihr das Thema, heute ja wieder brandaktuell, am Herzen liegt.
Vom 10.- 23. August 1948 tagte der aus etwa 30 Experten bestehende Verfassungskonvent zu den Beratungen. Viele Teilnehmende waren Juristen und rekrutierten sich aus der Beamtenschaft aus elf Bundesländern des „Weststaats“, den damals etwa 50 Millionen Menschen bewohnten. Es ging hier vorrangig um die juristische Expertise, erst später kam die Politik dazu. Die Ministerpräsidenten bestimmten die Experten mit besonderem Augenmerk auf deren vorangegangene Arbeit an den Landesverfassungen. Das Gremium hatte alle Gräueltaten der Nazizeit nur zu präsent in ihren Köpfen. Deshalb hieß Artikel 1 auch: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Auch der Grundsatz, dass der Staat um des Menschen willen da ist und nicht umgekehrt! Das föderalistische Element sollte gestärkt werden, wie Artikel 20 festhält. Die Mitwirkung der Länder bei der Gesetzgebung darf nie ausgeschlossen werden. Es geht darum, aus den schrecklichen Erfahrungen der Vergangenheit heraus, die Macht auf mehrere Schultern zu verteilen. Ebenso darum, die Demokratie so nachhaltig wie möglich zu etablieren, gewährleisten und zu schützen. „Alle Macht geht vom Volk aus“, heißt es, „Herrschaft des Volkes“ ist die eigentliche Übersetzung aus dem Griechischen, aus dem der Begriff stammt. Also werden die drei zentralen Staatsaufgaben, nämlich die Gesetzgebung, Legislative, die Ausführung der Gesetze, Exekutive, und die Rechtsprechung, Judikative, auf unabhängige Organe zu verteilen. Auch unabhängige Medien haben ihren Stellenwert, was die Kontrollfunktion betrifft.
Die Erarbeitung des Grundgesetzes wurde ausdrücklich von den westlichen Alliierten gewünscht und die Zustimmung zum Konvent am 26.7.1948 erteilt. Die Zusammensetzung des Gremiums war recht hochkarätig, was deren Ausbildung betraf. Bis auf zwei Mitglieder waren alle promoviert. Auch die parteipolitische Anbindung ebenfalls recht heterogen: 17 Männer waren parteilos, fünf NSDAP-Mitglieder, die anderen vorwiegend der CDU oder SPD angehörig. Viele waren über 60 Jahre alt und hatten die Hoffnung der Weimarer Republik auf eine dauerhafte Demokratie miterlebt.
Die Beratungen dauerten fast Tag und Nacht, 260 Stunden insgesamt in den wenigen Tagen. Man wohnte schlicht an Ort und Stelle, Unterbrechungen waren ein Ausflug auf die Fraueninsel und einer nach München, was als teambildende Maßnahmen und nicht etwa als Erholung zu verstehen waren.
1873 kaufte Ludwig II. das Alte Schloss und ließ es prächtig umbauen. Der Raum, in dem die Sitzungen stattfanden, atmet heute noch einerseits Feierlichkeit, aber auch die Energie der intensiven Beratungen. Am Platz beispielsweise eines Carlo Schmid oder Theodor Maunz zu sitzen, ist bis heute anrührend.
In diesem Saal fanden die Sitzungen statt, wurde Geschichte geschrieben
Unsere Autorin Dorothea Wilhelm auf Carlo Schmids Platz
Es ging übrigens auch wesentlich um die Gleichberechtigung von Männern und Frauen, die zwar festgeschrieben wurde, aber, vorsichtig gesagt, eher schleppend voranging und bis heute nicht vollends umgesetzt ist. In drei Untergruppen wurden Fragen erörtert, wie z.B. in einer die Frage der „Organisation“: Welche Rollen sollen Bundeskanzler, -rat, -präsident einnehmen. Meinungen hören, darüber beraten und einbeziehen in politische Entscheidungsprozesse. Wie umgehen mit Minderheits- und/oder Mehrheitsvorschlägen und vieles mehr.
Erwähnt wurden auch mehrfach die vielfältigen Anstrengungen der Alliierten zur Entnazifizierung von Institutionen, hochrangigen Mitarbeitern in Politik und Justiz sowie natürlich der gesamten Bevölkerung. Das Verbot der NSDAP verstand sich von selbst. Diese Bemühungen gelangen jedoch nicht unbedingt zufriedenstellend.
Nach der geistigen Erbauung folgt die kulinarische
Der Ausflug fand seine Fortsetzung in der sehr passablen Schlosswirtschaft gleich nebenan. Es saß und aß sich ausgesprochen angenehm und gut. Der Rest des Nachmittags ließ sich zum Spaziergang oder zur Schlossbesichtigung nutzen oder zu beidem, da auch der Wettergott das Unternehmen begünstigte.
Kurz vor dem Ausflug war das Schloss Herrenchiemsee UNESCO Weltkulturerbe geworden









