Rückkehr in den Sportunterricht

Geschrieben am 03.11.2024
von Sylvia Dreher

Auf geht’s, für Kinder und Jugendliche nach einer Krebserkrankung. Dieses Motto einer Netzwerkbroschüre zum Thema „Umgang mit Kindern und Jugendlichen nach einer Krebserkrankung, war für das Referat Sport im BLLV Ansporn sich mit dem Thema auseinander zu setzten.

Zu diesem Thema, das unsere Kollegen im alltäglichen Sportunterricht treffen kann, haben wir eine Diplomsportlehrerin der Universität Augsburg zu einer unserer Tagungen eingeladen. Das informative und berührende Referat hat uns veranlasst Ansprechpartner zu suchen um Hilfestellungen für den Umgang mit ehemalig Krebskranken Schüler*innen zu bekommen.

Frau Dr. Sabine Kesting und Jennifer Queisser von der TUM München waren bereit für uns einen Artikel unter dem Thema “Zurück ins Spiel“ zu erstellen, der uns in die Problematik einführt.

Zwei kleine Videos zeigen Spiele und Bewegungsprogramme mit praktischen Beispielen zur Integration in den Sportunterricht der Schule. Wie wichtig Bewegung für die ehemaligen Patienten ist, wird uns deutlich gezeigt und soll Ansporn sein sich mit der Thematik zu beschäftigen.

Mit den Darstellungen soll den Sportlehrer*innen die Angst vor einer Überforderung der Kinder und Jugendlichen genommen werden.

Meine eigenen Erfahrungen als Sportlehrerin in der Begegnung mit Schülerinnen nach der Rückkehr aus dem Krankenhaus haben gezeigt, dass es wichtig ist sich um spielerische Eingliederung in den sportlichen Alltag zu bemühen.

Das BLLV Referat Sport hofft mit der Bereitstellung der Ausführungen des Teams um Frau Dr. Kesting den Kolleginnen und Kollegen zu ermutigen, die Kinder und Jugendlichen aus einer Isolation mit ihren Klassenkameraden heraus zu holen. Gerade das Fach Sport kann hier sehr hilfreich sein.



Zurück ins Spiel:

Chancen und Herausforderungen bei der Rückkehr in den Sportunterricht nach einer Krebserkrankung


Hintergründe zu Bewegung und Sport während und nach einer Krebserkrankung im Kindes- und Jugendalter und welche bedeutende Rolle die Teilnahme am Sportunterricht in der Schule spielt

Die Diagnose Krebs bedeutet eine abrupte Änderung des gesamten Lebens – Das gilt für Erwachsene wie auch für Kinder und Jugendliche sowie ihre Familie und das gesamte soziale Umfeld. Die Bedeutung von Bewegung und Sport, insbesondere in dieser schwierigen Lebenssituation, ist in den letzten Jahren aufgrund der positiven Erfahrungen und neuen Forschungserkenntnisse immer deutlicher geworden. Dieser Text soll die wichtigsten Informationen zum Umgang mit einem*r ehemals krebskranken Schüler*in im Sportunterricht liefern, Ansprechpartner*innen benennen und dazu ermutigen, diese Schüler*innen bestmöglich zu unterstützen.

Während einer Krebstherapie im Kindes- und Jugendalter rücken Normalität und Unbeschwertheit oft in den Hintergrund. Der natürliche Bewegungsdrang und insbesondere die Bewegungsmöglichkeiten sind häufig aufgrund langer Klinikaufenthalte, einem stark beeinträchtigten Gesundheitszustand und einer daraus resultierenden sozialen Isolation deutlich eingeschränkt. Schul-, Vereins- und Freizeitsport sind in der Regel während der Akuttherapie nicht möglich. Und das für viele Monate bis zu mehr als einem Jahr. Gleichzeitig spielen Bewegung und Sport gerade im Kindes- und Jugendalter jedoch eine wichtige Rolle für eine gesunde körperliche, geistige und soziale Entwicklung. Durch eine Vielzahl an Studien konnte bereits gezeigt werden, welche positiven Effekte Bewegung und Sport bei gesunden, aber insbesondere auch bei (chronisch) kranken Kindern und Jugendlichen haben können. Um dies zu fördern, werden auf immer mehr Kinderkrebsstationen spezielle Bewegungsprogramme bereits während der Behandlung angeboten. Vor Ort, patientennah, altersgerecht und auf den individuellen Gesundheitszustand angepasst. Die Sportwissenschaftler*innen und Sporttherapeut*innen verfolgen dabei das Ziel, die betroffenen Kinder und Jugendlichen körperlich so aktiv wie möglich zu halten und den Verlust von Fitness, Autonomie und Mobilität bestmöglich zu mindern. Denn all das muss bei der Rückkehr in den Alltag, die Schule und den Sportunterricht wieder aufgeholt werden. Einen Einblick in die behandlungsbegleitenden Bewegungsprogramme in der Klinik zeigt das erste Video „In der Klinik“ (Dauer: 3:08 Minuten):


Neben dem Bewegungsprogramm werden die Kinder und Jugendlichen bereits während der Behandlung individuell zu bewegungsbezogenen Fragen beraten und insbesondere am Behandlungsende beim Aufbau und der Aufrechterhaltung eines langfristig aktiven Lebensstils unterstützt. Diese Schnittstelle ist eine sensible Phase, die eng betreut werden sollte. Auch die Rückkehr in den Sportunterricht spielt dabei eine wichtige Rolle. Wie wertvoll die Unterstützung der Sportlehrer*innen hierfür ist und wo sie Ansprechpartner*innen finden, zeigt das zweite Video „Zurück in der Schule“ (Dauer: 2:10 Minuten):


Das Wichtigste: Krebserkrankungen im Kindes- und Jugendalter sind glücklicherweise sehr selten. Viele Sportlehrer*innen kommen dementsprechend mit diesem Thema nicht in Berührung. Sollte dies dennoch der Fall sein, ist es wichtig zu wissen, dass es Informationsquellen, Unterstützung und konkrete Ansprechpartner*innen gibt! Gemeinsam als Team mit den Sportlehrer*innen, Bewegungsexpert*innen und den Familien kann die Wiedereingliederung erfolgreich gelingen.



4-Jähriger beim Balancieren in der Tagesklinik
Photograph: Sabine Kesting
8-Jähriger beim Radfahren auf der Station
Photograph: Sabine Kesting

 


Unterstützung finden Sie auch hier auf der Homepage des Netzwerk ActiveOncoKids Zentrum Bayern. Das Zentrum Bayern ist Teil des deutschlandweiten Netzwerks ActiveOncoKids, einem multiprofessionellen und interdisziplinären Verbund. Hauptziel des Netzwerks ist es allen Betroffenen mit und nach einer Krebserkrankung den Zugang zu Bewegungsangebote zu ermöglichen.

Autoren: Dr. Sabine Kesting, Jennifer Queisser