Die Graffiti-Methode ist eine kreative, kooperative Unterrichtsmethode, bei der Schüler:innen ihre Gedanken, Ideen und Assoziationen zu einem Thema schriftlich und visuell auf einem großen Plakat festhalten. Ähnlich wie bei einem echten Graffiti entsteht ein gemeinsames „Ideenbild“ aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Methode eignet sich hervorragend, um Vorwissen zu aktivieren, Diskussionen anzuregen oder Themen zu reflektieren. Sie fördert Kommunikation, Kreativität und Teamarbeit.
Ablauf im Unterricht:
- Einführung und Vorbereitung:
- Die Lehrkraft führt kurz in das Thema ein (z. B. „Was verbinden wir mit dem Begriff ‚Freiheit‘?“).
- Im Klassenraum werden große Papierbögen oder Plakate aufgehängt, auf denen zentrale Begriffe, Fragestellungen oder Bilder als Impulse stehen.
- Materialien wie bunte Stifte, Marker und eventuell Bildmaterial werden bereitgestellt.
- Arbeitsphase (Graffiti-Phase):
- Die Schüler:innen gehen in Kleingruppen zu den vorbereiteten Plakaten.
- Jede Gruppe notiert spontan Gedanken, Begriffe, Meinungen oder kleine Zeichnungen rund um das Thema – wie bei einem Graffiti.
- Nach einer bestimmten Zeit wechseln die Gruppen die Stationen, ergänzen oder kommentieren die Ideen der anderen.
- Auswertung und Austausch:
- Im Anschluss werden die entstandenen „Graffiti-Plakate“ gemeinsam betrachtet.
- Die Klasse bespricht Gemeinsamkeiten, Unterschiede und besonders interessante Einfälle.
- Die Ergebnisse können anschließend geordnet, verdichtet oder für eine weitere Arbeitsphase genutzt werden (z. B. zur Themenfindung, Argumentesammlung oder Reflexion).
Einsatzmöglichkeiten im Unterricht:
- Fächer:
- Deutsch: Assoziationen zu literarischen Figuren oder Themen (z. B. „Krabat“ oder „Freundschaft“).
- Geschichte: Meinungen und Vorwissen zu Epochen oder Ereignissen.
- Ethik/Religion: Diskussion zu Wertfragen („Was ist Gerechtigkeit?“).
- Geografie: Ideen zu Ländern, Naturphänomenen oder globalen Problemen.
- Kunst: Gestaltung eigener Themenplakate, Übergang zur kreativen Umsetzung.
- Themen:
- Einstieg in neue Unterrichtseinheiten.
- Ideensammlung oder Brainstorming vor Gruppenarbeiten.
- Reflexion am Ende einer Lerneinheit.
- Vorbereitung auf Diskussionen oder Projekte.
Differenzierungsmöglichkeiten:
- Leistungsschwache Schüler:innen:
- Erhalten gezielte Leitfragen oder Begriffskarten als Unterstützung.
- Arbeiten zunächst in kleineren Gruppen, um Sicherheit zu gewinnen.
- Dürfen auch mit Symbolen, Farben oder Bildern anstelle von langen Texten arbeiten.
- Leistungsstarke Schüler:innen:
- Übernehmen die Rolle von Moderatoren oder Dokumentierenden bei der Auswertung.
- Ergänzen die Graffiti durch weiterführende Kommentare oder vertiefende Fragen.
- Erstellen selbst neue Themenstationen für andere Gruppen.
- Sprachförderung:
- Arbeit mit Satzanfängen („Ich denke, dass…“, „Ein Beispiel ist…“).
- Kombination aus Wort- und Bildarbeit zur Unterstützung des Sprachverständnisses.
- Partnerarbeit zur mündlichen Vorbereitung von schriftlichen Einträgen.
Die Graffiti-Methode ist eine lebendige und kreative Form der Kooperation. Sie ermöglicht es allen Schüler:innen, sich aktiv einzubringen – unabhängig von Leistungsniveau oder Sprachkompetenz – und macht Denkprozesse sichtbar. So wird gemeinsames Lernen wortwörtlich „an die Wand gebracht“.
Meike Fuchs
Abteilung Berufswissenschaft



